Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Frank Göhrmann ist Weltmeister im Jiu-Jitsu

Mit meinem Vater saß ich in Berlin-Neukölln vor dem Fernseher, meine Mutter interessierte sich nicht für Sport. Ich kann mich noch genau an das enttäuschte Gesicht meines Vaters erinnern, als das Tor fiel - diese Enttäuschung hatte aber wohl nichts mit dem Gegner zu tun, also daß die Bundesrepublik ausgerechnet gegen die DDR verloren hatte. So sah mein Vater immer aus, wenn seine Mannschaft ein Tor kassierte, egal von wem. Ich war damals noch sehr klein, mir war nur klar, daß da Deutschland spielte, und Deutschland war für mich die BRD. Daß die DDR-Spieler irgendwie auch Deutsche waren, hat mich wohl nicht weiter gewundert. Aber als Kind bekam man damals keine klaren Antworten, gerade nicht in Berlin. Wenn die Eltern zum Beispiel darüber sprachen, wie schwierig es sei, die dortigen Verwandten zu besuchen, und man daraufhin nach dem Warum fragte, dann erntete man entweder einen komischen Blick oder ein "Naja, es ist halt so!" Das Thema blieb einfach ausgeklammert, erst später bekam man Antworten, in der Schule oder von älteren Freunden.

Sparwassers Tor war also eine sportliche Enttäuschung, denn mein Vater war Sportfan. Als ich größer war, schickte er mich folgerichtig auch zuerst zum Fußball, dann zum Schwimmen, zu diesen ganzen üblichen Sportarten halt. Als das alles nicht das Richtige war, kam ich zum Kampfsport.

Jiu-Jitsu ist eine brotlose Kunst, auch als Weltmeister kann man damit kein Geld verdienen, man bekommt nur seine Kosten erstattet. Aber das finde ich auch richtig, denn wenn es um hohe Preisgelder ginge, dann würde wahrscheinlich auch die Fairneß verschwinden, Doping zum Beispiel wäre dann nicht mehr auszuschließen. Und schließlich würde es nicht mehr darum gehen, gute Kämpfe zu zeigen; ich bin nach einem guten Kampf, den ich verloren habe, zufriedener als nach einem schlechten gewonnenen.