Die CSU und die Grundwerte

Bier und Urin

Daß in Bayern offenbar jedes Dokument unterschrieben wird, das mit dem Kürzel der dortigen Maßkrugpartei unterzeichnet ist, das hat der "Fanclub der CSU" bewiesen. "Ja zur Integration, Nein zur doppelten Staatshörigkeit", mit diesen Sätzen war ein Flugblatt betitelt, mit dem die Initiative kürzlich Unterschriften im Großraum Erlangen sammelte.

Man wolle, so hieß es in dem den CSU-Unterschriftenlisten nachempfundenen Dokument, "den hier lebenden Deutschen und ihren Kindern die Integration und den Erwerb der grundlegenden menschlichen Charaktereigenschaften erleichtern". Eine klare Kenntnis der Grundzüge zivilen Verhaltens sei gerade für Deutsche unverzichtbar. Unterzeichnet war die Liste mit der Aufforderung "Bitte senden an CSU".

Viele Bürger wollten die Gelegenheit, Teil der nationalen Befreiungsbewegung Edmund Stoiber zu werden, nicht ungenutzt verstreichen lassen: Über 100 Passanten setzten ihre Unterschrift unter die Dokumente. Im Eifer des Gefechtes gegen die doppelte Staatsbürgerschaft hielt auch die völlig entgegengesetzte Intention des Textes die autogrammwilligen Bayern nicht von ihrer Zustimmung ab. So heißt es darin: "Wer dauerhaft in Deutschland leben will, muß bereit sein, die deutsche Sprache zu erlernen. Das gilt insbesondere für Bayern, Ostfriesen, Sachsen und Schwaben."

Auch Kultur und Bildung dürften nicht nur den Nicht-Deutschen vorenthalten werden. Staatsbürgern deutscher Herkunft müsse ein Wertehorizont vermittelt werden, der sie zu vollwertigen Mitgliedern der zivilisierten Völkergemeinschaft werden lasse. "Benimmkurse und Fernsehverbot erscheinen uns als geeignete Mittel, um öffentliches Urinieren und regelmäßige Drogenexzesse einzudämmen." Es gehe nicht an, so die unbekannten Verfasser weiter, daß vor allem der Konsum von Bier das Bild des Deutschen im Ausland präge.

Damit nicht genug: In einem weiteren Flugblatt "an alle Haushalte" bedankte sich der (vermeintliche) Kreisverband Erlangen für den Beitrag der Bayern, die dank der CSU "auf demokratischem Weg der gefährlichen Aushöhlung der inneren Sicherheit" entgegensteuern könnten, und warnte gleichzeitig vor gefälschten Unterschriftenlisten, in denen die "Grundwerte unserer Gesellschaft im Kleingedruckten verunglimpft" würden. Der CSU-Kreisverband Erlangen rate daher von nun an vom Unterschreiben an Informationsständen ab: "Verweigern sie auf jeden Fall die Unterschrift." Als Dankeschön winke jedem tausendsten Unterzeichner ein Abendessen mit dem Bürgermeister.

Selbstverständlich war auch das zweite Flugblatt gefälscht. Albrecht Börner, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Christsozialen in Erlangen, hat Anzeige erstattet, kann der Aktion aber trotzdem noch Gutes abgewinnen: "Unsere Kampagne ist noch einmal richtig ins Gespräch gekommen", sagt er. In der Tat: mit Bier und Urin.