Grams: Es war doch Selbstmord!

Manche Leute haben 1993 tatsächlich nicht geglaubt, daß der eben noch kreuzfidele RAF-Mann Wolfgang Grams, auf den Gleisen des Bahnhofs von Bad Kleinen liegend, in Sekundenschnelle den Entschluß gefaßt haben soll, Selbstmord zu begehen und sich eine Kugel in den Kopf jagte. Stop. Der erste Satz in dieser Meldung ist natürlich ironisch gemeint. Selbstverständlich hat, da es die Behörden so mitteilten, jeder geglaubt. Diese Klarstellung ist wichtig, damit es der Jungle World nicht geht wie der Zeitschrift der Roten Hilfe. Die Rote Hilfe hat nämlich nun ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Kiel am Hals, weil die Zeitschrift einem Text zu dem, äh, zu dem Grams-Selbstmord einen Vorspann vorangestellt hat, in dem es unter anderem hieß, "daß für einen nicht unbedeutenden Teil der (nicht nur) deutschen Öffentlichkeit damals kein Zweifel daran bestand, daß Wolfgang Grams am 27. Juni 1993 durch Beamte der GSG 9 auf den Gleisen des Bahnhofs exekutiert wurde". Außerdem wurden die zahlreichen Ungereimtheiten bei den anschließenden Ermittlungen in dem Vorspann als "Lügen und Vertuschungen" bezeichnet. Damit werde, so die Staatsanwälte, "der Staat der bewußten Verheimlichung eines angeblich seitens seiner Amtsträger ausgeführten Mordes bezichtigt und damit böswillig verächtlich gemacht". Und darum würde die Jungle World so etwas nie schreiben. Höchstens ironisch.