Wanderkirchenasyl ohne Wanderung

Als Versuch, das nordrhein-westfälische Wanderkirchenasyls auch auf andere Bundesländer auszuweiten, versteht sich ein neues Kirchenasyl in Göttingen: "Wir hoffen", so eine Sprecherin, "daß sich dem auch in Niedersachsen zahlreiche Kirchengemeinden anschließen werden." Sechs Erwachsene und drei Kinder aus dem kurdischen Teil der Türkei sind in der Kapelle der Katholischen Hochschulgemeinde untergebracht worden, nachdem sie beim "Ökumenischen Arbeitskreis Flucht und Asyl" um Schutz gebeten hatten. Ihre Asylanträge wurden abgelehnt, sie besitzen nun keinen legalen Aufenthaltsstatus mehr. Bei allen besteht die Gefahr, daß "sie bei ihrer Rückkehr in die Türkei verhaftet und brutalen Verhören und Folter ausgesetzt werden", so Ausländerpfarrer Peter Lahmann. Die Göttinger Ausländerbehörde hat den fünf Pastoren des Arbeitskreises zugesichert, nichts gegen die Flüchtlinge zu unternehmen, solange keine Weisungen vom niedersächsischen Innenministerium kommen. Maria Wöste vom Flüchtlingsrat erinnerte daher Niedersachsens Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski an eine frühere Zusage des Landesinnenministers, daß sakrale Räume nicht geräumt werden. Man darf gespannt sein, ob sich Glogowski daran erinnert - Innenminister war er damals nämlich selbst.