Bayerische Manager-Weisheiten

Ein Manager weiß, daß keiner ihn liebt, wenn allein das Gerücht über seine Absetzung der Unternehmensaktie Kursgewinne von sieben Prozent innerhalb von 24 Stunden bringt. So etwas durfte am Donnerstag vergangener Woche Noch-BMW-Chef Bernd Pischetsrieder erleben. Daß ihn die Shareholder nicht lieben, war dem Ingenieur Pischetsrieder klar: Verluste von mehr als 700 Millionen Euro (rund 1,4 Milliarden Mark) fuhr die Nobel-Prolo-Marke mit einem Jahresumsatz von mehr als 63 Milliarden Euro im vergangenen Jahr ein, 1999 soll es Analysten zufolge nicht sehr viel besser aussehen. Vor allem der Kauf des britischen Autoherstellers Rover ein Jahr nach Pischetsrieders Amtsantritt 1993 stellte sich als verlustreiches Geschäft heraus. Als der Vorstandsvorsitzende dann auch noch eigene Führungsschwächen zugab und Versäumnisse bei der Sanierung der britischen Werke eingestand, war sein Schicksal eigentlich schon besiegelt. Dabei ist Pischetsrieder für das Minusgeschäft längst nicht allein verantwortlich. Aufsichtsratsvorsitzender Eberhard von Kuenheim galt in der Konzernzentrale am Münchener Olympiagelände lange Zeit ebenfalls als großer Fan der Fusion. Doch Kuenheim, der seinen Posten seit 20 Jahren unangefochten innehat, ist beliebt, Pischetsrieder war es zuletzt nicht mehr. Klar, wer in einem solchen Fall den Metzger spielen darf und wer das Lämmlein. Schon am Freitag mußte Pischetsrieder den Gang zu einer von Kuenheim eilends einberufenen Sondersitzung des Aufsichtsrats machen, wo er nach acht schweren Stunden erfuhr, daß für ihn bei BMW künftig kein Bedarf mehr besteht. Ein Trost bleibt Pischetsrieder vielleicht doch noch: Entwicklungsvorstand Wolfgang Reitzle muß ebenfalls gehen. Reitzle, der zum Lager der Fusionsgegner zählte, hatte sich schon als Pischetsrieders Nachfolger feiern lassen. Und so etwas lieben die Shareholder auch nicht.