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Klar, für Recherchen und Auskünfte stehe er auch in der Karibik zur er auch in der Karibik zur Verfügung. Meinte der Inlandsredakteur Ende Januar noch, als er sich aus Berlin verabschiedete. Unter dem Strand liegen die Themen: akzeptierende Sozialarbeit auf deutschen Jachten, revolutionäre Alltagsarbeit auf Kuba, freischaffende Journalistenarbeit auf hoher See.

E-Mails, Faxe, Funkanrufe - für was, wenn nicht weltumspannende Verständigung sollte die ganze Technik schon gut sein?

Keine 48 Stunden war er weg, und schon war das erste Mail da Ö

"Hallo Ihr! Ja, worüber soll ich schreiben? Über die rote Sonne Kubas, das türkis-blaue karibische Meer, Mojitos bei 35 Grad im Schatten, eine superspannende Segelfahrt über die Karibik, Kokospalmen und weiße Sandstrände? Nee, das wäre gemein. Dann könnte man noch über sozialistische Jugenderziehung berichten, über die großen Erfolge in der Produktion in Stadt und Land, die Errungenschaften der kubanischen Revolution angesichts der einmaligen historischen Situation - unter Berücksichtigung des langsam sich physikalisch zersetzenden KP-Chefs. Nein, das wäre langweilig. Oder sollte ich etwa über 19 quengelnde, verzogene, ständig unzufriedene und dann doch wieder ganz nette Kids erzählen, die einfach mal eben fünf Monate durch die Weltgeschichte fahren können und trotzdem nicht wissen, daß man sich in Guatemala oder Kuba gewissen Gepflogenheiten anpassen sollte?

Wie Ihr seht, ist es nicht ganz einfach, ein Mail aus Kuba zu schreiben, ohne sich in die Nesseln zu setzen. Wie sieht's denn in Berlin, und, im speziellen, in der Lausitzer Straße aus - falls da ein Unterschied besteht? Jedenfalls bin ich in dringenden Fällen über die E-Mail-Adresse zu erreichen (nur in Notfällen)."

In anderen aber auch nicht. Zwei Mails schickten wir raus - keine Antwort, drei Faxe - hoffnungslos. Der Rest muß irgendwo in der Leitung unter dem Atlantik hängengeblieben sein. Die heißersehnte Recherche über die Reaktion der deutschen Minderheit in Guatemala auf die Wahl in Hessen - wir wissen nichts.

Und jetzt ist auch noch der Produktionschef weg. In Zimbabwe. Karneval mit Entwicklungshelfern, oder so. Ja, klar, Fotos könnte er schon durchmailen. Probleme mit der Seitengestaltung? Geht schon. Immerhin hat er das Handy mitgenommen. Doch alles, was sich meldet, ist die Mailbox.