Nausenman

Bundeskanzler Gerhard Schröder "hätte auch ohne Mahnmal in Berlin leben können", aber inzwischen ist auch er dafür, weil ein Nein "fatale Folgen" gehabt hätte und "eine Einladung zu einem bewußten Mißverständnis" gewesen wäre. Trotzdem ist ihm ein Schloß vor seinem Fenster in der Außenstelle des Bundeskanzleramtes immer noch lieber.

Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, nannte die Diskussion um das Mahnmal "unwürdig", sie erinnere an die Ladenschlußdebatte, die seit zwanzig Jahren andauere und immer noch zu keinem Ergebnis gekommen sei. Für ihn sei das Mahnmal kein Thema mehr. Es liege nun an den Deutschen, ob sie es bauen wollen oder nicht. Die Gedenkstätte dürfte bei jüngeren Menschen keine Schuldgefühle erzeugen. An ihnen liege es, was aus der Geschichte wird. Er werde an der Anhörung im Bundestag jedenfalls nicht teilnehmen.

Einer zügigen Einigung im Bundestag stehen allerdings rechtliche und verfahrenstechnische Hindernisse entgegen. Naumann war zu voreilig: Der jüngst von Architekt Peter Eisenman und vom Staatsminister für Kultur vorgestellte Mahnmal-Entwurf, Projekt "Nausenman" (Süddeutsche Zeitung), verletzt die vom Wettbewerb vorgegebenen Rahmenbedingung, da die ursprüngliche Ausschreibung lediglich einen Mahnmalsentwurf vorsah, aber kein Museum. Der Bundestag könnte demnach nur über den Entwurf "Eisenman II" abstimmen. Um den Weg für "Eisenman III" freizumachen, wollen nach Angaben aus dem Bundeskanzleramt eine Reihe jüngerer Abgeordneter von SPD und Grünen einen Antrag einbringen, über ein Mahnmal "mit aufklärerischer Komponente" abzustimmen.