Alternative Lebensformen

Pitbullsozialismus

Ist der Rummel um die PDS die Sache wert? Dresdener Erklärung hin, Lafontaine her: Den endgültigen Beweis für die Regierungsfähigkeit der Sozialisten hat der Abgeordnete Gernot Klemm erbracht. Nein, mehr noch: Klemm hat am Übergang zum 21. Jahrhundert die soziale Frage neu aufgeworfen.

Berlin, das ist bekannt, hat ein massives Hundeproblem. Kein Park, in dem man nicht mitansehen müßte, wie ein Hund den anderen in Stücke zerreißt, kein Gehweg in Friedrichshain, der nicht zugeschissen wäre.

Die PDS, das ist bekannt, setzt sich für die Erniedrigten und Beleidigten ein. Selbst wenn es sich bei diesen um Pitbulls mit Killerinstinkt handelt. Und so gab der Abgeordnete Klemm vergangene Woche zu Protokoll, nachzulesen in der Pressemitteilung 065, daß die Verschärfung der Hundeverordnung "der falsche Weg" sei. "Die Stigmatisierung spezieller Hunderassen als besonders gefährlich", mahnt Klemm, "geht an den tatsächlichen Problemen von Hundeübergriffen in Berlin vorbei." Nicht Hunderassen seien gefährlich, sondern nur manche Halterinnen und Halter. Die Grenzen, das wissen wir, verlaufen nicht zwischen den Hunderassen, sondern zwischen oben und unten.

Schließlich sind die Sozialisten den Prinzipien der bürgerlichen Revolution verpflichtet: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. "Der Versuch, gegen sogenannte gefährliche Hunderassen besondere Auflagen festzusetzen, zeugt von fehlender Sachkunde und Willkür." Anders gesagt: Jeder Dackel nach seinen Fähigkeiten, jeder Pitbull nach seinen Bedürfnissen! Radikal sein heißt, das Übel an der Wurzel zu packen: "Wer die Probleme tatsächlich angehen wollen", so schlägt der PDS-Mann in konsequent anti-deutscher Diktion vor, müsse "über Bedingungen für einen sogenannten Hundeführerschein für Halter zu reden".

Let's talk about Hundeführerschein! Fragen für die theoretische Prüfung gibt es genug, etwa: Darf ich meinen Hund auf Passanten hetzen? Noch kniffeliger wird die Praxis: Einmal um den Block in fünfzehn Minuten, ohne an jeder Ecke eine Tretmine zu hinterlassen. Nur jeder zwanzigste Berliner dürfte zu dieser Meisterleistung fähig sein.

In Berlin herrscht Vorwahlkampf. Die Landesvorsitzende Petra Pau hat bereits angekündigt, es gehe "ab

sofort ums Ganze". Hier weitere Themenvorschläge: die überfällige Novellierung der Berliner Hausstaubverordnung; Katzenhaltung in Altersheimen; Fernsehzeiten im St. Hedwigs-Krankenhaus. Papier ist genug im Fax, Klemm! Immer munter draufloserklärt! Die Partei steht wie ein Terrier hinter Ihnen! Zur Not lohnt allemal eine Neuauflage der Klassiker: Die Kampfhunde haben nichts zu verlieren als ihre Ketten, aber einen Unterschenkel zu gewinnen!