Friedens- oder eigene Truppen

Die Unabhängigkeit von Ost-Timor ist gefährdet, noch bevor sie in Kraft getreten ist. Gegner der Unabhängigkeit warfen vergangene Woche in der ost-timoresischen Stadt Liquisa Handgranaten in eine Kirche, 40 Menschen wurden getötet. Seit Wochen wüten bewaffnete Banden in der Region und jagen Tausende von Menschen in die Flucht. Friedensnobelpreisträger Bischof Carlos Belo beschuldigte die indonesische Armee, den "Friedensprozeß zu sabotieren": Gegner der Unabhängigkeit würden zu paramilitärischen Milizen aufgerüstet. Die Friedensgespräche mit der indonesischen Regierung setzte Belo deswegen vorläufig aus. Gleichzeitig forderte der Chef der Unabhängigkeitsbewegung, Xanana Gusmao, der in der indonesischen Hauptstadt Jakarta unter Hausarrest steht, die Uno auf, Friedenstruppen nach Ost-Timor zu schicken, um die indonesischen Milizen zu entwaffnen. Zu diesem Schritt gebe es nur eine Alternative für die Unabhängigkeitsbewegung: die Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes. Indonesiens Regierung reagierte prompt. Sollte der Gewaltaufruf nicht zurückgenommen werden, könne sich Gusmao aufs Gefängnis vorbereiten. Das für den Juli anstehende Referendum, bei dem die Ost-Timoresen über Autonomie oder Unabhängigkeit entscheiden dürfen, ist somit erneut in Frage gestellt.