Keine Wertung

Deutschlands extreme Rechte legt vor, andere folgen: "Zyklon B war ein Desinfektionsmittel", meint nun auch ein polnischer Universitätsdozent. Dariusz Ratajczak unterrichtet an der Hochschule in Opole und hat jüngst im Eigenverlag ein Buch publiziert. Titel: "Gefährliche Themen". Die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza faßt die Thesen des polnischen Revisionisten so zusammen: Aus sechs bis sieben Millionen ermordeten Juden würden bei Ratajczack 2,5 Millionen, wie sie vernichtet wurden, sei unklar. Zyklon B jedenfalls habe damit nichts zu tun. Auch sei ein solches Verbrechen in der Geschichte nicht einzigartig: Millionen Polen und Russen wären unter der deutschen Besatzung ebenso umgekommen, Hunderttausende deutscher Zivilisten bei alliierten Luftangriffen auch. Der Autor zähle dies alles nur auf, einer eigenen Wertung enthalte er sich.

Seit dem vergangenen Wochenende ermittelt nun die Staatsanwaltschaft in Opole gegen Ratajczack - wegen eines Verstoßes gegen das Institut des Nationalen Gedenkens. So heißt ein Gesetz, das Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, und das in diesen Wochen erstmals zur Anwendung kommt. Nachdem sich der Direktor des Museums Auschwitz-Birkenau, Jerzy Wroblewski, beim Rektor der Universität über das Buch beschwert hatte, wurde erst die Publikation und schließlich auch der Autor aus dem Hochschulbetrieb entfernt.