Gut gemeint

Schlechte Aussichten für die Friedensverhandlungen in Nordirland. "Wenn die Forderungen nach einer Entwaffnung der IRA weitergehen, ist der Friedensprozeß tot", erklärte Gerry Adams, Vorsitzender der katholischen Partei Sinn Féin, vergangene Woche in Belfast. Er könnte recht behalten. Denn während die IRA und die Sinn Féin sich weigern, ihre Waffen abzugeben, und statt dessen die sofortige Bildung einer nordirischen Regionalregierung verlangen, bestehen die Protestanten auf dem genauen Gegenteil: Sie wollen sich erst an einer Regierung beteiligen, wenn mit der Entwaffnung der IRA begonnen worden ist.

Der Friedensnobelpreisträger John Hume, Vorsitzender der SDLP, der größten katholischen Partei in Nordirland, hatte daher vor kurzem einen Kompromißvorschlag gemacht. Demnach soll die IRA vorerst die Waffen behalten; dafür müsse sich Sinn Féin aber verpflichten, sofort aus der gemeinsamen Regierung auszuscheiden, wenn die IRA nochmal einen Anschlag verüben sollte. Auch die protestantische Seite solle eine solche Garantie abgeben.

Die Aussichten für den gutgemeinten Vorschlag sind gleich Null. Denn sowohl die Sinn Féin wie die größte protestantische Partei UUP äußerten sich skeptisch zu dem Plan. Der britische Premierminister Tony Blair und der irische Ministerpräsident Bertie Ahern waren kurz vor Ostern mit einem anderen Kompromißvorschlag gescheitert. Sie hatten die Konfliktparteien dazu überreden wollen, in einer Versöhnungszeremonie einige Waffen unbrauchbar zu machen.