Schweigsamer Informant

Früher war Avischev Raviv Informant des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Beth, nun ist er der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeklagt. Die am Sonntag bekanntgewordene Anklage bezieht sich auf die extremistische Gruppe Ejal, die - von Raviv mitbegründet - gegen die Politik des früheren israelischen Ministerpräsidenten Yitzak Rabin mobilisierte. Weil Rabin sich in den Verhandlungen von Oslo mit PLO-Chef Jassir Arafat auf eine autonome Palästinenserregierung einigte, rief die Ejal zum "Widerstand" gegen die Regierung in Tel Aviv. Außerdem kannte Raviv den Extremisten Jigal Amir, der im November 1995 in Tel Aviv Rabin erschoß, und soll nach Informationen der Staatsanwaltschaft auch von den Mordplänen Amirs gewußt haben. Seinen Vorgesetzten beim Geheimdienst Shin Beth erzählte Raviv davon aber nichts.

Schließlich, führt Raviv zu seiner Verteidigung an, habe Amir ihm auch nur gesagt, daß man etwas gegen Rabin unternehmen müsse. Und für den Geheimdienstinformanten war damit klar, daß der spätere Rabin-Attentäter einen extremistischen Studentenzirkel gründen wollte. Nun droht Raviv eine Gefängnisstrafe von bis zu sieben Jahren. Bereits im September vergangenen Jahres war eine Bekannte Amirs zu einer Haftstrafe von neun Monaten verurteilt worden, weil auch sie von dem Anschlag gewußt haben soll.