Antifa heißt Grüßen

Wessis in Weimar

Was hat er nicht alles getan, um Streit zu vermeiden, sogar der Verfassungsschutz in Thüringen wurde um Rat gefragt. Und nun das: "Befremdet" sei er und "verärgert", schreibt Volkhardt Germer. Er ist Oberbürgermeister der Stadt Weimar, der Kulturstadt Europas und der Stadt, wo am vergangenen Wochenende die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft (DUR) tagte.

Schließlich habe das VS-Landesamt versichert, daß es gegen die DUR keine "verfassungsmäßigen Bedenken" gebe und sie in Thüringen nicht besonders aufgefallen sei. Also habe er, Germer, die Gäste persönlich "herzlich willkommen" geheißen und ihnen auch noch ein Grußwort zu ihrem Treffen zukommen lassen.

Jetzt aber würden sich plötzlich alle über sein Grußwort aufregen. Antifaschisten, die darauf hinweisen, daß die DUR eine "Nazi-Sekte" sei. Gut, aber diese Antifaschisten meckern ohnehin über alles und wissen ja immer alles besser. Viel schlimmer: Auch das Bundesverwaltungsamt und der Thüringische Sektenbeauftragte kritteln plötzlich herum und weisen daraufhin, daß "es sich um eine rechtsorientierte Sekte handele".

Was nun? Erstmal die geplante Teilnahme an dem Kongreß mit dem schönen Motto "Leben heißt zusammen leben - aber wie?" absagen. Dann die politischen Sprecher verlauten lassen, daß er, Germer, von diesem ganzen Hickhack die Schnauze voll habe und niemanden mehr grüße, bzw. "weder den Veranstaltern, noch den Protesten mit seiner Person für politische, ideologische und religiöse Auseinandersetzungen zur Verfügung" stehe.

Dafür beschwerte er sich anschließend beim Landesamt für Verfassungsschutz, aber richtig: Hören Sie mal, Sie haben mir da "anscheinend falsche Auskunft" gegeben. Haha, das hat gesessen. Doch Amtspräsident Helmut Roewer sieht das anders: Von der DUR würden keine "Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung ausgehen", widerspricht er. Jaja, es gebe da auch andere Einschätzungen und es sei ihm auch bekannt, "daß in Kreisen von Linksextremisten dies anders gesehen wird".

Und, und vor allem aber, rechtfertigt sich Christdemokrat Roewer weiter, "gehört es zum Erfahrungsschatz meines Amtes, daß Linksextremisten in Ermangelung eigener Themen zu Gegenveranstaltungen mobilisieren, wo immer sie Andersdenkende ausmachen können." Ja, da ist der Herr Germer aber erstmal platt. So ist das also.

Aber was hat das alles für die Berliner und Hamburger Gerichte zu bedeuten, die eine Charakterisierung der DUR als "völkisch-rassistische Sekte" oder "nazistische Tarnorganisation" zulassen? Haben die auch keine anderen Themen? Sind die jetzt auch linksextrem? Muß ich mich von denen jetzt auch distanzieren? Puh, zum Glück sind die nicht auch noch in unser schönes Weimar gekommen.