Der erste sozialistische Staatschef nach Salvador Allende, das könnte im Dezember Ricardo Lagos werden. Ein Sozialist der besonderen Sorte - etwa so revolutionär wie Tony Blair. Bei den Präsidentschaftsvorwahlen in Chile hat der 61jährige rund 71 Prozent der Stimmen erlangt. Sogar die Unternehmer im Land scheinen Lagos zu vertrauen. Der überzeugte Marktwirtschaftler will die steigende Arbeitslosigkeit und das sinkende Wirtschaftswachstum aufhalten. Gegner hat der Präsident in spe vor allem im Militär, dem er einige politische Privilegien - wie das Ernennen von Senatoren - nehmen will. Die Streitkräfte verübeln ihm zudem, daß er 1987 vor laufender Kamera Augusto Pinochet ins Gesicht sagte, daß es in Chile keine Freiheit gebe.
Allerdings soll sich Lagos in den letzten Monaten bei einigen inoffiziellen Telefonaten mit hochrangigen Würdenträgern in London für den Ex-Diktator eingesetzt haben.
