Historisches Opfer

Um gewagte historische Vergleiche nicht verlegen zeigte sich Frankreichs linksnationalistischer Innenminister Jean-Pierre Chevènement, als er vergangene Woche von den Grünen attackiert wurde. Seit ihrem Erfolg bei den Europa-Wahlen verlangt die grüne Partei mehr Einfluß in der Regierungskoalition - und würde dabei gerne mit den Posten des Innenministers beginnen. In der Sonntagszeitung JDD blies die Umweltministerin Dominique Voynet zum Angriff und erklärte, daß Chevènement sich als Bezirkspräsident im elsässischen Belfort geweigert hatte, die dortige Müllverbrennungsanlage den gesetzlichen Dioxin-Normen anzupassen. Damit habe er den Boden des Gesetzes verlassen.

Als Daniel Cohn-Bendit dem Innenminister in dem Wochenmagazin L'Evènement auch noch empfahl, die Frührente in Anspruch zu nehmen, verglich dieser das Blatt mit Je suis partout, der radikalen antisemitischen Tageszeitung der französischen Nazi-Kollaborateure. Er sei den gleichen Verleumdungen ausgesetzt wie einst Roger Salengro. Das Mitglied der linken "Volksfront-Regierung" von 1936 beging wegen einer Hetzkampagne in der faschistischen Presse Selbstmord.