Armee-Ausverkauf in Rumänien

U-Boot in Seenot

Haben Sie eine starke Flotte? Flugzeugträger, Zerstörer, Kreuzer, pipapo? Vielleicht auch Minenräumer, Fregatten, Truppentransportschiffe? Wie sieht's mit Unterseebooten aus? Haben Sie welche? Ja? Brauchen Sie noch eins?

Dann wenden Sie sich doch einfach an das rumänische Verteidigungsministerium. Das hat eins, genauer: eins, und das will es jetzt loswerden. Denn erst ab drei U-Booten sei die rumänische Marine in der Lage, auch unter Wasser "einen wirksamen Verteidigungsbeitrag zu leisten", wie der dortige Generalstabschef Mitte vergangener Woche erklärte. Leider sei aber kein Geld für die Anschaffung von zwei neuen Tauchschiffchen vorhanden. Was tun? Das einzige - und gewiß sehr einsame - U-Boot solange im Schwarzen Meer patrouillieren lassen, bis es von selbst auf Grund läuft? Einfach die obere Hälfte abschweißen, das Sehrohr in die Bukarester Universität, Fachbereich Astronomie, verkaufen und aus dem Rest zwei Transportschiffe basteln?

Nein, falls sich ein Käufer findet, soll das Boot auf Reisen gehen und sich künftig wieder mit seinesgleichen in den Meeren tummeln können. Sie wollen mehr über das arme kleine Boot erfahren? Besonders in warmem Wasser fühlt es sich wohl, seine Torpedos ballern schon ganz gut was weg, auch sind die etwas veralteten Funk- und Ortungsanlagen eine Herausforderung für jeden technikbegeisterten Bastler.

Na gut, tief sollte es dort, wo Sie es einsetzen wollen, schon sein. Nicht in Frage kommen wohl deswegen Einsätze in der mecklenburgischen Seenplatte (falls Sie vorhatten, das gute Stück gegen Nazi-Bodentruppen am Ufer einzusetzen). Alles andere müssen Sie erfragen: Bei der rumänischen Botschaft in Berlin (030/803 30-18 oder -19) oder direkt beim Verteidigungsministerium in Bukarest (www. domino.kappa.ro/guvern/home.nsf).

Dorthin können Sie sich auch wenden, wenn Sie im Besitz einer Luftwaffe sind, eine unvollständige ergänzen oder eine gebrauchte erwerben wollen. Rumänische Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 werden demnächst günstig abgegeben. Nicht weil sie so alleine sind - die rumänische Luftwaffe hat insgesamt 24 Stück -, sondern weil das Geld zum Tanken und zur Wartung fehlt.

Doch Vorsicht: Wenn schon der Verkäufer sagt, die Ware sei "in einem derartigen Zustand, daß sie nur noch durch ein Wunder fliegen würde", sollten Sie wohl einen, besser noch mehrere Mechaniker, ein Ersatzteillager und allerlei Geld mitnehmen.

Dennoch - der rumänische Staat wird es Ihnen danken. Er braucht dringend Einnahmen, um die eigenen Streitkäfte Nato-tauglich zu machen, man hofft, bei der zweiten Runde der Nato-Ost-Erweiterung berücksichtigt zu werden. Zwar waren rumänische Soldaten bei sogenannten Friedenseinsätzen bereits in Angola, Albanien und Bosnien tätig. Doch ihr Hauptaufgabenbereich liegt immer noch im Inneren des Landes (Schneeschaufeln, streikende Bergarbeiter verhauen).

Damit gibt sich der neue Militärpartner nicht zufrieden. Rumänien, das sich als erster Staat des früheren Warschauer Paktes den westlichen Militärs anbiederte, indem es der "Partnerschaft für den Frieden" genannten Nato-Warteliste beitrat, muß nun Reformen durchführen: Modernere Waffen, eine bessere Ausbildung, vor allem aber soll die Armee kleiner und schlagkräftiger werden. Von den bisher rund 225 000 Mann unter Waffen sollen in den nächsten Jahren 30 000 bis 40 000 gehen.

Brauchen Sie vielleicht noch ein stehendes Heer?