Bangemann: Kein Bock auf Brüssel

Der "Ronaldo der Telekommunikationsbranche" ist 64 Jahre alt, verheiratet und hat fünf Kinder. Sein Name: Martin Bangemann, bisher in Brüssel Mitglied der EU-Kommission, zuständig für die Bereiche Gewerbliche Wirtschaft sowie Informations- und Telekommunikationstechnologie. Und schlecht verkauft hat er sich wahrlich nicht. Weil während seiner Kommissionstätigkeit etliche Akten der europäischen Telekomriesen auf seinem Brüsseler Schreibtisch lagen, war er in der Branche sehr begehrt: Die Deutsche Telekom sowie France Télécom und British Telecom interessierten sich für das FDP-Mitglied. Ausgerechnet die Spanier - sonst als faule Südländer abgetan - waren schneller. Oder boten mehr. Auf eine Millon Euro wird sein Jahresgehalt als künftiger Berater der spanischen Telef-nica geschätzt. Bei der Kommission in Brüssel verdiente der Telefon-Ronaldo nicht einmal ein Fünftel davon.

Freudestrahlend und siegesgewiß präsentierte Telef-nica-Präsident Juan Villalonga in der vergangenen Woche seine bereits unter Vertrag genommene Neuerwerbung. Bei der EU-Kommission, die erst einen Tag vorher von dem geplanten Wechsel in die Privatwirtschaft erfuhr, ist man dagegen gar nicht so begeistert. Denn irgendwie sieht das sehr unmoralisch und nach Kungelei aus: Bangemann hatte als Kommissar sowohl mit der Telef-nica als auch mit ihren wichtigsten inländischen und ausländischen Konkurrenten zu tun. Benutzen, so versicherte der einstige Wirtschaftsminister zwar, will er diese ganzen Kenntnisse nicht - und eigentlich darf er es auch nicht. Der Jura-Doktor ist das viele Geld aber zweifelsfrei nur durch diese Kenntnisse wert.