Queen bleibt »Erste unter Gleichen«

348 Jahre führte sie ein nutzloses Dasein, mehrere Jahrzehnte war sie gar eingemauert, jetzt erst durfte sie wieder eine wichtige Rolle übernehmen und wurde zudem von einer der bedeutendsten Personen Großbritanniens, keiner Geringeren als Königin Elizabeth II., ehrfürchtig angeschaut - die Rede ist von von der schottischen Krone, die im Mittelpunkt der feierlichen Wiedereröffnung des schottischen Parlaments in der vergangenen Woche stand. Angesichts der starken nationalistischen Strömung in Schottland, die nach wie vor die staatliche Unabhängigkeit von der britischen Union anstrebt, hatte es im Vorfeld eine breite Diskussion um die Rolle der Königin, die Staatsoberhaupt ist, bei der Parlamentseröffnung in Edinburgh gegeben. Man einigte sich schließlich auf eine Zeremonie, die von dem in London zelebrierten monarchistischen Pomp weitgehend frei war, der Queen aber gestattete, ihre Rolle als "Erste unter Gleichen" in Würde zu spielen.

Dennoch zeigten sich die Abgeordneten der Schottischen Nationalpartei zufrieden. Immerhin hat das neue Parlament weitreichende Befugnisse: In den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Justiz, Transport, Wirtschaftsentwicklung, Landwirtschaft, Umwelt, Sport und Kultur erhält es volle Gesetzgebungskompetenz; sogar der britische Einkommenssteuersatz darf in einem gewissen Rahmen variiert werden. Damit aber alle wissen, wer die Macht hat, flog am Ende der Zeremonie, beim Auszug der Queen, eine Formation der red arrows der Royal Air Force über die schottische Hauptstadt.