Wanderer, kommst du nach Heldrungen ...,

... dann zieh' dir besser auch bei sommerlichen Temperaturen eine kugelsichere Weste an. Sonst könnte es dir ergehen wie jenem 62jährigen Kölner, der die zugegebenermaßen etwas merkwürdige Entscheidung, den Sommerurlaub mit Wandern in Nordthüringen zu verbringen, mit dem Leben bezahlen mußte. Mit Wanderstock, Rucksack und rheinischem Akzent machte er sich bei der MfS-geschulten Bevölkerung verdächtig, die sogleich Polizeiruf 110 wählte: Der "Mörder von Remagen" habe sich im Dorfkrug einquartiert.

Vier pflichteifrige Beamte sollten den Verdächtigungen nachgehen, schritten jedoch sogleich zur Exekution: Als der verdächtige Wessi erschrocken die Zimmertür zuschlug, nachdem er einen kurzen Blick auf die gezückten Dienstwaffen geworfen hatte, feuerten zwei Vopos kurzerhand durch die Tür. Als sie daraufhin nichts mehr hörten, nahmen sie's als Beweis für die Bösartigkeit des vermeintlichen Kapitalverbrechers aus dem kapitalistischen Ausland: Bestimmt verschanzte er sich jetzt. Erst, als nach einer halben Stunde immer noch kein Tischerücken zu hören war, erstürmten die Beamten das Hotelzimmer. Sie fanden den Wanderer tot auf: Zwei Volltreffer in Herz und Brustkorb. Die Schießausbildung war ja im Osten schon immer besser.