Alles Roeder, Herr Oberst

Norbert Schwarzer sollte recht behalten. Als der Offizier den Rechtsterroristen Manfred Roeder 1995 für einen Vortrag an die Bundeswehr-Führungsakademie nach Hamburg holte, wollte er nicht "den Hauch eines Verdachts" gehabt haben, daß es sich bei Roeder um einen Rechtsextremisten handele. Davon erfahren hätten er und die anderen Offiziere des Akademiestab erst Monate später, erklärte er im Februar 1998 vor einem Untersuchungsausschuß des Bundestags, der sich mit der Einladung befaßte. Schon 1995 jedoch war sich Schwarzer sicher, was nun auch das Truppendienstgericht Nord bestätigte: Mit der Zeit würde "Gras wachsen" über die Sache - weshalb die Militärrichter den Oberst auch von dem Vorwurf freisprachen, wissentlich einen Terroristen eingeladen zu haben.

Roeder selbst muß sich am 9. September vor dem Amtsgericht Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) wegen Volksverhetzung verantworten, weil er im August 1998 auf einer NPD-Veranstaltung den Holocaust mit den Worten "alles Humbug" geleugnet haben soll. Über die Eröffnung eines weiteren Verfahrens vor dem Rostocker Landgericht gegen den wegen versuchten Mordes, Sprengstoffanschlägen und Rädelsführerschaft in einer rechtsterroristischen Vereinigung vorbestraften Roeder ist noch nicht entschieden worden.