Antifa heißt Tranchieren

Braune Metzger

Vorbilder müssen sein. Da sind sich sogar die Nazi-Glatzen aus dem Osten einig. Wer zum neuen Helden stilisiert werden soll, war lange umstritten. Hitler? Zu heilig. Heß? Zieht nicht mehr. Kühnen oder Althans? Geht nicht, weil schwul. Schwerdt? Der eignet sich ja nicht mal für Aufkleber, geschweige denn zur Heldenverehrung.

Also zurück in die gute alte Zeit - vielleicht einen bekannten SS-Führer? Wer den blödsinnigen Vorschlag gemacht hat, der sich schließlich durchsetzen konnte, ist noch ungeklärt: Doch Scharen junger Neonazis aus den neuen Bundesländern eifern bereits ihrem neuen Idol nach: Klaus Barbie - dem "Schlächter von Lyon".

Nicht besonders helle und ohne Sinn für Symbolik nehmen sie die Bezeichnung wörtlich. Die Münchener Metzgereikette Vinzenz Murr kann sich vor Bewerbungen aus dem rechten Spektrum kaum retten. Ihre Suche nach Nachwuchs-Metzgern war in den neuen Bundesländern erfolgreich: 90 Prozent ihrer 341 Azubis kommen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Mit mindestens zwanzig Übergriffen haben die braunen Lehrlinge in einer Gruppe von etwa 40 bis 50 Skinheads den Rest der Münchener Fascho-Szene bereits überrundet: "Vinzenz-Murr-Bande" nennt die Polizei die braunen Nachwuchsmetzger, die versucht haben, das in Betrieb und Berufschule Gelernte auch in der Freizeit anzuwenden.

Im März verprügelten acht von ihnen eine Gruppe von Ausländern. Zehn bis 15 Skins schlugen im April einem 24jährigen den Schädel ein: Er mußte mit einem Bruch der äußeren Stirnhöhle schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Mitte Juli wurde ein 29jähriger Mann zusammengeschlagen: Rippenbrüche und Kopfverletzung. Mehr als 20 Übergriffe in München sollen auf das Konto der Skin-Schlachter gehen. Zwei von ihnen sitzen jetzt in Untersuchungshaft.

An die Wand gedrängt, mußte nun auch Vinzenz Murr Stellung beziehen, doch das Beil ging nach hinten los. Schon seit Februar wisse man von den Fascho-Metzgern, die seien längst gefeuert worden. Schützend stellt sich Geschäftsführerin Evi Brandl vor den Rest ihrer Schützlinge: Es seien keine weiteren Rechtsradikalen im Unternehmen bekannt. Das will nichts heißen, haben doch auch zuvor "ausführliche Einstellungsgespräche" und die Überwachung der Ausbildung durch "einen Beauftragten des Unternehmens" nicht zur Entdeckung der Neonazis geführt.

Dabei sind die Azubis zentral in firmeneigenen Unterkünften in einem Gebäude der Metzgereikette untergebracht, treffen sich häufig in den benachbarten Grünanlagen zum "Herumgrölen und Werfen von Flaschen", wie die Polizei berichtet. Die umliegenden Kneipen hätten Evi Brandl sicher weiterhelfen können, haben doch viele von ihnen den Skins Hausverbot wegen Randale erteilt. Auch daß rund 20 ihrer Azubis gar keine Haare, aber Bomberjacken und Springerstiefel tragen, war dem Beauftragten nicht aufgefallen.

Mit der Schlächter-Karriere dürfte es zumindest für einige der Anwärter jetzt vorbei sein: Von bislang elf Entlassungen ist die Rede. Weitere Schlächter-Lehrlinge, von denen bekannt wird, daß sie der rechtsradikalen Szene zuzuordnen sind, sollen ebenfalls den Betrieb verlassen.

Für die meisten war es wohl doch das falsche Vorbild. Nun warten zahlreiche Maler- und Anstreichermeister auf regen Zulauf.