Mittelstand kündigt Volksgemeinschaft auf

Der Ende August wegen seiner Nachkriegsvergangenheit ins Gerede geratene Beauftragte des Bundeskanzlers in den Verhandlungen um eine Entschädigung für die Opfer des Nationalsozialismus trat vergangene Woche eine Art Rückzug nach vorne an: Otto Graf Lambsdorff vergrätzte den Bundesverband Mittelständische Wirtschaft mit der Aufforderung, sich am geplanten Stiftungsfonds für Entschädigung zu beteiligen. Die bisherigen 16 Mitglieder der Stiftungsinitiative aus der Industrie könnten die wohl notwendigen Summen nicht allein aufbringen. Der Verhandlungsführer der Bundesregierung sieht sich unter Druck der US-amerikanischen Öffentlichkeit. Am 30. August hatte Stuart Eizenstat, stellvertretender Finanzminister in Washington, in einem CNN-Interview bereits mit dem Boykott deutscher Waren im Falle eines Fehlschlages der deutsch-amerikanischen Gespräche zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter gedroht.