Autonomer Erfolgskurs

Der Verfassungsschutz warnt vor zunehmender Gewalt von Links. 3 200 Straftaten, heißt es im Bericht für 1998, seien vergangenes Jahr aus der linksradikalen Szene - überwiegend von Autonomen - begangen worden. Diese erhielten unverminderten Zulauf und organisierten sich immer effektiver. Dabei sei der kleinste gemeinsame Nenner der unterschiedlichen Gruppierungen eine "militante Anti-Staatlichkeit". Als organisatorisches Vorbild gelten die Revolutionären Zellen (RZ): So würden die Aktionen aus der Legalität heraus geplant und durchgeführt, wodurch ein hohes Maß an Sicherheit vor Behördenzugriffen gegeben sei. Die "Option des bewaffneten Kampfes" sei in diesen Kreisen - trotz Selbstauflösung von RZ und RAF - keineswegs aufgegeben worden. "Diese Tendenzen dürften langfristig neue Gefährdungsmomente schaffen", heißt es in der VS-Studie. 1998 zählte das Kölner Bundesamt mehr als 6 000 Autonome im Land. Beliebteste Straftaten dieser Personen: Körperverletzungen, Brandstiftungen und Anschläge auf Verkehrseinrichtungen. Auch wenn diese Gewalttaten insgesamt zurückgingen, habe sich ihr Schwerpunkt doch bedenklich verlagert.

Die Autonomen von heute suchten vor allem bei Großveranstaltungen rechtsextremistischer Parteien und Organisationen "die direkte Konfrontation mit den 'Nazis' auf der Straße" - gezielt, planvoll und umsichtig. Spontane Anschläge oder gar Übergriffe unter Alkoholeinfluß seien für Autonome untypisch. Besonders aktiv seien die heutigen Autonomen - vor allem die Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation (AA/BO) - in der Jugendarbeit, beklagt der VS. Die AA/BO rekrutiere bereits Zehn- bis Fünfzehnjährige. Vor dem Hintergrund solch erfolgreicher linksradikaler Politik dürften die Arbeitsplätze im Kölner Bundesamt und auch bei den VS-Landesämtern auf Jahre hinaus gesichert sein.