Republikflucht zwecklos

German Television soll es nun heißen, das gemeinsame Auslandsfernsehen von ARD, ZDF und Deutscher Welle (DW). Gedacht als Programm für deutsche Touristen, im Ausland lebende Bundesbürger sowie einheimische deutsch sprechende "Eliten von Politik, Kultur und Wirtschaft", soll künftig von "Boulevard Bio" bis zum "Musikantenstadl" zu sehen sein, was bislang schon im Ersten und Zweiten für Langeweile sorgt. Das geht aus einem internen Papier des ZDF-Intendanten Dieter Stolte hervor. Noch immer aber ist unklar, ob genug Geld zur Verfügung steht, um die deutsche Sache im Ausland ordentlich zu vertreten. 56 Millionen Mark soll die Bundesregierung nach Vorstellungen Stoltes locker machen, wenn der DW-Nachfolger am 1. März 2000 auf Sendung geht. Möglicherweise werden künftig zehn Pfennig aus dem Gebührentopf der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten für die "nationale Gemeinschaftsaufgabe" (DW-Intendant Dieter Weirich) abgezwackt.

Beim Bundesrechnungshof sollen wegen dieser Pläne schon die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen werden. Deutsche Programme seien in ganz Europa über Satellit zu empfangen, in Übersee bestehe die Zielgruppe lediglich aus zehn Millionen Menschen. Außerdem glaubt der Rechnungshof, ARD und ZDF wollten sich an German TV bereichern, da der angepeilte Preis von 200 Mark pro Sendeminute weit überhöht sei - die meisten Sendungen seien ohnehin bereits gesendet und somit Teil des Programm-Vermögens der Öffentlich-Rechtlichen. German TV sei somit "unwirtschaftlich und überflüssig".