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Grau ist der Himmel über Berlin, Grau ist unsere Lieblingsfarbe. Alle träumen von der Südsee, nur einer fuhr nach Kopenhagen. Hat umdisponiert: Erst wollte er nach Athen, doch nun hängt er im Sturm - selbst schuld. Sowieso wird Urlaub hier groß geschrieben: Geschlagene vier A4-Seiten Papier, mehr Platz wird nicht eingeräumt, um sich in den Jahresplan 2000 einzutragen - Abteilung unbezahltes Fernbleiben. Der Plan hängt am Schwarzen Brett, Rubrik »Ernst«. Die zweite Pinnwand, die den »Humor« abdeckt, ist übrigens nur ein Drittel so groß.

Die gerechte Verteilung der wertvollen Urlaubstage folgt, wie in jedem seriösen Unternehmen, strengsten Auswahlkriterien. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich wie jedes Jahr die Ausschreibung des Big-Bad-Taste-Awards 1999. Großer Hader in der Redaktion: Wer sind die Schlechtgekleidetsten? Informell steht die Abfolge schon fest, kulanterweise warten wir noch eine Woche mit der Verkündung des Urteils. So hat er (oder sie?) noch Zeit, sich was Neues zu besorgen. Dann aber schleifen wir ihn (oder sie?) mit, die Kaufhäuser von innen anzugucken.

Ein weiteres wichtiges Kriterium für die Urlaubs-Jury: der Hair-Style-Contest. Hippies kriegen niemals Ferien, auch Friedrichshainer Wursthaare oder Kreuzberger Dread-Imitate, die bei Regen abfallen, haben keine Chance. Und Eso-Klumpen an Lederbändchen um den Hals sind sowieso verboten.

Gerne gesehen hingegen sind Baroni-Anzüge, Flanell-Unterhemden und Pior-Kostüme. Aber die trägt hier eh keiner. Da fällt die Entscheidung natürlich schwer. Wenige nur gelangen in die Endausscheidung. Aber immerhin: Wer das ganze Jahr über nicht gewinnt, darf trotzdem mit auf den Betriebsausflug.