Totschmarrn

Wo unser Staatsoberhaupt Recht hat, hat es Recht: Mit Franjo Tudjman, schrieb Johannes Rau in seinem Beileidstelegramm, sei eine »große politische Führungspersönlichkeit« von uns gegangen, »die die kroatische Nation durch schwere Zeit in die Unabhängigkeit geführt« habe. »Das bewährte freundschaftliche Verhältnis zwischen dem deutschen und dem kroatischen Volk« habe während Tudjmans Präsidentschaft und »durch sein Engagement auf der Grundlage mannigfaltiger Verbindungen zwischen den Menschen vertieft und weiter entwickelt werden können«.

Soweit Johannes Rau. Lassen Sie uns einige Stationen dieses bewährten freundschaftlichen Verhältnisses rekapitulieren:

1941 - 1945: Kroatien wird vom faschistischen Ustascha-Regime beherrscht, der Rest von Jugoslawien von seinen deutschen Verbündeten. Zusammen ermorden sie etwa 1,5 Millionen Menschen - Juden, Kommunisten, Serben und Roma. Tudjman kämpft im kommunistischen Untergrund. Aber wir sind ja nicht nachtragend.
1971 - 1991: Ganz Jugoslawien ist von den Jugoslawen besetzt. Ganz? Nein, ein General a.D. und Historiker leistet dem Eindringling mit seinen Büchern über kroatische Könige tapfer Widerstand. Sein bester Verbündeter: der Zagreber Resident des BND.
1991: Das kleine Kroatien drängt, zusammen mit Slowenien, in die Selbständigkeit. Die ganze Welt lacht. Die ganze Welt? Nein, ein deutscher Kanzler sagt Ja.
1992: Tudjman wird Häuptling von Kroatien. Deutschland erkennt als erster Staat das separatistische Gebilde an.
1994: In Argentinien trifft sich Tudjman mit Dinko Sakic, dem Leiter des größten kroatischen KZ, Jasenovac.
1996: »Offensive der Versöhnung«. In Jasenovac läßt Tudjman feierlich die Gebeine von Ustascha-Schergen gemeinsam mit denen ihrer Opfer bestatten: ein »Gemeinsames Mahnmal«. Warum wurde er selbst am Montag eigentlich auf dem Zagreber Mirogoj-Friedhof beigesetzt?