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Winter, finster, die blinden Bildschirme blickten drohend in die Runde. Irgendwo die Runde. Irgendwo schrie ein Kätzchen. Es war jetzt 18.30 Uhr, höchste Zeit also, sich ein neues Nikotinpflaster zu genehmigen. Das alte ließ in seiner Wirkung bereits nach. Das neue war allerdings noch nicht eingetroffen. Wie sollte es jetzt weitergehen? Im Zweifel immer durch Putsch und Spaltung. Aber was bringt das? Diese Frage wird Woche für Woche in der Redaktion erbittert diskutiert. Doch wird es jemals eine Antwort geben? Sind wir nicht alle irgendwie wie Laster in der Nacht - auf der Fahrt nach irgendwo mit zweifelhafter Fracht. Ist das Leben, ist das Sein nicht wie der Asphalt darunter? Ja, dachte er, plötzlich ernüchtert, löchrig wie der Asphalt. Es dämmerte bald. Früher, als wir noch in einer Dachkammer im Hinterhof in der Lausitzer Straße produzierten, war dies die Stunde der Schoko-Maus gewesen. Aber jetzt haben wir ja ein Kätzchen. Zwar weiß keiner so genau, womit man es füttern soll, was es am liebsten isst und wo es gekrault werden will. Doch das werden wir schon noch herausfinden. Dachten wir uns am Sonntagabend. Am Montag sah die Geschichte dann schon wieder anders aus. Das Chaos hatte sich wie jede Woche um diese Zeit gelichtet. Nur: Was nun? Zehn Tage ohne Jungle World? 240 Stunden, 1 440 Minuten, achthundertvierundsechzigtausend endlos lange Sekunden ohne ein Lebenszeichen vom Planeten Bergmann? Kundulatsch und Wasolf beschlossen, doch das Fünf-Gänge-Menü zu nehmen. Vegetarier, ereiferten sie sich, sind arme Schweine, die nicht in der Lage sind, all die kulinarischen Reichtümer in ihrer Vollkommenheit wahrzunehmen. Die Schildkrötensuppe unterbrach den Diskurs. Wir drückten die Zigaretten aus bzw. nahmen die Niktotinpflaster ab und begannen, schweigend zu löffeln. Seltsamerweise schmeckte die Suppe nach Katze. Und in der Ecke lag ein getigertes Fell. »Ich nehme doch an - ein Imitat!« stöhnte der Chef vom Dienst, dem der Schrecken in die Glieder gefahren war.