Mit Scheuklappen vor Gericht

Der britische Holocoaust-Leugner David Irving klagt seit vergangenem Dienstag vor dem Londoner High Court gegen die US-amerikanische Historikerin Deborah Lipstadt und den Penguin Verlag wegen Rufschädigung und fordert Schadensersatz. Lipstadt hatte Irving in ihrem 1994 erschienenen Buch »Denying the Holocaust« als »Hitler-Bewunderer« bezeichnet, »der Scheuklappen trägt, Dokumente verfälscht und Fakten unrichtig wiedergibt, um historisch unhaltbare Schlüsse zu ziehen, insbesondere, wenn es darum geht, Hitler zu entlasten«.

Irving sieht sich als Opfer einer jüdischen Weltverschwörung, die »einen globalen Angriff« auf ihn plane. Auch Lipstadts Buch sei Produkt eines Forschungsauftrages einer israelischen Agentur und weiterer jüdischer Organisationen. Da die Verbreitung der so genannten Auschwitz-Lüge in Großbritannien keine Straftat darstellt, kann Irving vor Gericht offen die Existenz von Gaskammern in Auschwitz leugnen, die Beweislast im Verfahren liegt bei den Angeklagten. Der Prozess soll voraussichtlich drei Monate dauern.

Derweil fordert das Amtsgericht in Weinheim die Auslieferung Irvings wegen Volksverhetzung. Irving hatte im September 1990 bei einer Veranstaltung mit dem damaligen NPD-Vorsitzenden Günter Deckert die Existenz von Gaskammern in Auschwitz geleugnet.