Deutsches Haus

In der Nacht zum 22. Januar haben Unbekannte einen Molotowcocktail gegen eine Asylbewerberunterkunft im niedersächsischen Bad Harsefeld geschleudert. Die 42 Insassen konnten das Feuer löschen - verletzt wurde niemand. Der Staatsschutz nahm die Ermittlungen auf. In München (Bayern) wurde am Abend des 22. Januar eine Gruppe ausländischer Jugendlicher von etwa 20 Skinheads angepöbelt, geschlagen und mit Fußtritten attackiert. 16 Skins wurden festgenommen. Die 14 bis 28 Jahre alten Täter kamen gerade von einer Versammlung der Jungen Nationaldemokraten. Bei einer anschließenden Durchsuchung beschlagnahmte die Polizei in den Wohnungen der Männer Nazi- CDs, -Fahnen und -Embleme. Der Asylfolgeantrag der kurdischen Familie Yildiz wurde am 25. Januar vom Ansbacher Verwaltungsgericht abgelehnt. Für die Familie, die elf Jahre in Deutschland - davon viereinhalb Jahre im Kirchenasyl - verbracht hat, besteht nun keine Möglichkeit mehr, legal im Land zu bleiben. In der Urteilsbegründung führte der Vorsitzende Richter an, dass die Türkei - obwohl kein Rechtsstaat - um ein gutes Verhältnis zum Westen bemüht sei und daher der Familie keine Gefahr drohe. Sollte ihnen doch etwas zustoßen, so der Richter, könnten ihre in Deutschland lebenden Angehörigen ja in der Öffentlichkeit Alarm schlagen. Über zwei Jahre musste die heute vier Jahre alte Naime Sert von ihrer Familie getrennt leben, weil ihr Vater von hessischen Behörden zu Unrecht verdächtigt wurde, sie zu misshandeln. Alle Ärzte schlossen eine andere Ursache für die häufigen Knochenbrüche des Mädchens aus. Zwei Monate saß der Kurde deswegen in Untersuchungshaft. Erst als Naime bei ihrer deutschen Pflegefamilie ebenfalls Frakturen erlitt, kamen die Ärzte zu einer medizinischen Erklärung: Glasknochenkrankheit. Von den Entschuldigungen will Abdurahman Sert nichts wissen: »Können Sie sich vorstellen, dass ein Deutscher so behandelt worden wäre wie ich?« zitierte ihn die Frankfurter Rundschau. Zwei Skinheads, die am 9. August 1999 im niedersächsischen Eschede einen 44jährigen Mann totgetreten haben, sind letzte Woche zu einer fünfjährigen Jugendstrafe verurteilt worden. Von einem politischen Motiv der Täter ging das Gericht allerdings nicht aus. Die beiden 17- und 18jährigen Männer wollten ihrem Opfer einen »Denkzettel« verpassen, weil er sie immer wieder aufgefordert habe, ihr »Skinhead-Gehabe« sein zu lassen. Der jüngere der beiden trat so lange mit seinen Springerstiefeln auf den am Boden Liegenden ein, bis dessen Kehlkopf zertrümmert war. Dreieinhalb Stunden rang der Mann in Todesangst um Luft, bevor er starb. Bereits am 14. Januar wurde der iranische Schauspieler Shabbaz in der Meininger Bahnhofshalle (Thüringen) zusammengeschlagen. Er wurde von einer Gruppe von zehn Jugendlichen angepöbelt und mit einer Holzlatte auf den Kopf geschlagen. Shabbaz konnte einen der Täter festhalten und um Hilfe rufen. Doch keiner der rund 30 Anwesenden reagierte. Erst zwanzig Minuten später kamen Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS), obwohl deren Dienststelle weithin sichtbar neben dem Bahnhofsgebäude liegt. Die Polizei geht von einem 19jährigen Einzeltäter aus, der inzwischen auch in Untersuchungshaft sitzt - allerdings wegen anderer Delikte. Dass dieser der rechten Szene angehört, wollte der BGS ebenso wenig bestätigen wie die Tatsache, dass die Beamten viel zu spät vor Ort waren.