Moskau-Virus bei der »jungen Welt«

Experimentierfreudig war man bei der jungen Welt schon immer. Meist jedoch aus blanker Not. Und so wundert es nicht, dass in den Redaktionsräumen in der Berliner Karl-Liebknecht-Straße derzeit ein in der Presselandschaft einmaliges Projekt läuft. Der KPF-Virus, dem der Chefredakteur (»War Gorbatschow KGB-Agent?«), der Außenpolitik-Leiter (»War Gorbatschow ein Mossad-Agent?«), die Chefassistentin (»Herr Gorbatschow, was haben Sie mit unseren Thälmann-Büsten gemacht?«) und die spannende Fortsetzungsserie von Harald Wessel über Harald Wessel (»Wie Gorbatschow Harald Wessel stürzte«) zum Opfer fielen, machte es notwendig, in der vergangenen Woche die gesamte Belegschaft einschließlich der Poststelle zum Schreiben zu verpflichten. Ob diese gelungene Aktion nun auch zur Abschaffung des Chefredakteursprinzips führt, an das man sich in anderen Blättern klammert, ist noch offen. Zumindest bis zur Gesundung der Erkrankten.