Neofaschisten und Altösterreicher

In der Frage der EU-Sanktionen gegen Österreich sieht man sich in Tschechien zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite sollen auf keinen Fall die Beitrittsverhandlungen mit der EU gefährdet werden, indem man den Kurs Brüssels verlässt. Andererseits ist das Nachbarland Österreich traditionell ein wichtiger Partner Tschechiens. Der rechte Parlamentspräsident Vaclav Klaus kritisierte die »Einmischung der EU in die innerösterreichische Politik«. Die europäischen Regierungen seien deutlich toleranter gegenüber dem Linksextremismus als gegenüber dem Rechtsextremismus. Die Haider-Debatte hat in Tschechien außerdem ein altes und heikles Thema wieder auf den Tisch gebracht: die Entschädigung der »Altösterreicher«, wie die Sudetendeutschen genannt werden, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Österreich kamen. Bisher hatte man das Thema in Wien mit Zurückhaltung behandelt. Letzte Woche reagierte das tschechische Außenministerium mit einer scharfen Verurteilung auf Andeutungen der neuen Wiener Regierung, den tschechischen EU-Beitritt von einer »Lösung in der Entschädigungsfrage« abhängig machen zu wollen.