Eine Woche FPÖVP-Koalition

Rülpser aus dem Bärental

Die erste Woche der neuen schwarz-blauen Regierung in Österreich verlief, wie man es erwarten durfte: Turbulent und chaotisch - Tendenz stark steigend. Während im Parlament das Kabinett von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel noch vor Amtsantritt mit einem Misstrauensantrag der Opposition (SPÖ, Grüne) konfrontiert wurde, die ÖVP international weiterhin um Schadensbegrenzung bemüht ist und auf den Straßen täglich Tausende Menschen »Widerstand gegen FPÖVP« demonstrierten, bestätigte Jörg Haider sämtliche Vorurteile.

Jacques Chirac sei ein großer Feind Österreichs, das Fernbleiben von Prinz Charles wäre kein großer Verlust und Churchill einer der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts. Bravo, Jörgl! Das haben sich diese penetranten, ahnungslosen und korrupten Einmischer in die alpenländischen Angelegenheiten ohnehin längst einmal verdient! Das Timing für seine »Grußbotschaften« hätte jedenfalls besser nicht sein können. Genau zu dem Zeitpunkt, da die neue Regierung sechsstellige Summen ausgibt, um in internationalen Printmedien per Inserat um Verständnis und Akzeptanz zu flehen, lässt der »Bärentaler« einen Stammtisch-Rülpser nach dem anderen los.

Apropos »Bärentaler»: Dem FPÖ-Chef und Großgrundbesitzer könnte sein Kosename schon bald abhanden kommen. Denn Noemi Merhav, Nachfahre der 1939 zum Verkauf gezwungenen Eigentümer, fordert nun das arisierte Besitztum im wunderschönen Kärnten zurück und möchte auf Herausgabe klagen. Ungeheuerlich, was sich diese Linken in ihrem grenzenlosen Hass alles erlauben würden - so die Reaktion Haiders.

Mit Widrigkeiten aller Art hat auch Haiders Gefolgschaft im Parlament zu kämpfen. Der neue Finanzminister, Karl-Heinz Grasser (FPÖ), musste feststellen, dass das Budgetloch jetzt doch mehr als 100 Milliarden Schilling (7,26 Milliarden Euro) groß sei und auf die Steuerzahler weit gravierendere Erhöhungen zukommen als bisher prognostiziert. Und Sozialministerin Elisabeth Sickl bekam beim informellen Treffen der EU-Sozialminister in Lissabon erstmals zu spüren, wie beliebt ihre Partei in Europa tatsächlich ist - außer vom Gastgeber wurde sie von niemandem begrüßt.

Was auch passiert, der kanzlergierige Neo-Regierungschef hat längst begonnen, den Preis für seine Machtbesessenheit in Raten abzustottern. Selbst im üblichen Glückwunsch-Telegramm zum Regierungsantritt von EU-Präsident Romano Prodi vergaß dieser nicht, noch einmal explizit auf die Grundwerte der Europäischen Union hinzuweisen. Für den glühenden Europapolitiker Schüssel eine Peinlichkeit sondergleichen. Und während die Europäische Volkspartei (EVP) mit dem Ausschluss der ÖVP droht, könnte sich mittlerweile auch die letzte ÖVP-Galionsfigur, Franz Fischler, seines Zeichens EU-Agrarkommissar und Haider-Kritiker, einen Parteiaustritt vorstellen.

Auch wirtschaftlich sind die ersten Konsequenzen spürbar geworden. Kongresse werden am laufenden Band abgesagt, Sponsoren - vor allem im Kunstbereich - ziehen sich zurück und die international ohnehin bedeutungslose Wiener Börse verliert beständig an Boden.

Fazit: Während Schüssel & Co täglich vor neuen desaströsen Wortspenden aus Kärnten zittern, geht es mit dem Ansehen von Österreich international weiterhin nicht bergauf und mit der Wirtschaft bergab. Da kann man der neuen Regierung für die verbleibenden drei Jahre und 51 Wochen eigentlich nur viel Spaß wünschen.