Anschluss verpasst

Immerhin: Nach Berlin-Kreuzberg kamen sie nicht. Einige Hundert Linke sorgten dafür, dass 500 NPD-Anhänger den Berliner Bezirk Mitte am Sonntag nicht verlassen konnten. Dass die Rechtsextremisten dennoch quer durch die deutsche Hauptstadt marschieren durften, hatten sie 1 400 deutschen Polizisten zu verdanken. Von zwei, drei, vielen Steinen abgesehen, die den Gang der Demonstranten für »ein Volk - nationale Solidarität mit Wien« behinderten, hielten die Beamten den Nazis den Weg bis vor die Westseite des Brandenburger Tores frei.

Auf der anderen Seite der nationalen Pforte warteten derweil rund 7 000 Gegendemonstranten auf den Einmarsch der Rechtsextremisten - und feierten dort ein »demokratisches Fest«, wie die designierte Grünen-Chefin Renate Künast bemerkte. Zufrieden dürften auch ihre Parteikollegin, Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer, und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) gewesen sein. Denn NPD-Fahnen hatte das Berliner Oberverwaltungsgericht nach unschönen medialen Erfahrungen Ende Januar wohlweislich verbieten lassen. Doch ohne Fahnen und Trommeln können die Neonazis ruhig auch vor dem Brandenburger Tor stehen.