Rot-Grün schiebt ab I

Schnell, schneller, am schnellsten. Dass Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) im April mit der Rückführung der rund 170 000 in der Bundesrepublik lebenden Kosovo-Albaner beginnen will, hatte er schon letzten Herbst angekündigt. Widerspruch dagegen gibt es jetzt von den Grünen. Dabei beunruhigt die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, jedoch weniger die Forderung nach Abschiebung als das Tempo. Gegenüber der Berliner Zeitung warnte sie am Wochenende davor, die hier lebenden Kosovo-Albaner »zu schnell« auszufliegen. Voraussetzung für eine Rückkehr, so Beck, müsste sein, »dass sich die Rückkehrer auf die Situation im Kosovo einstellen können«. Das dürfte auch noch im letzten bundesdeutschen Abschiebegefängnis gelingen. Bedenkzeit vor der Abschiebung forderte auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Wiefelspütz. Ebenfalls in der Berliner Zeitung wandte er sich »gegen jede Art von Schikane«. Nötig sei »eine Rückführung mit Augenmaß«.

Die Innenminister der Bundesländer hingegen wollen die Flüchtlinge so bald wie möglich loswerden. Probleme bereiten ihnen lediglich die Kosten für die Abschiebungen - am liebsten würden sie die Kosovo-Albaner deshalb auf dem Landweg wegschaffen. Allerdings fehlen dafür noch die Abkommen mit den Transitländern; außerdem sind viele Straßen in der Provinz weiterhin zerstört. Schlecht für die Abschiebefreunde: Flugtickets für 60- bis 100 000 Kosovo-Albaner sind ganz schön teuer.