Europäische Trikot-Meisterschaft

Dressed to kill

Ein Blick auf die Mannschaften der ersten Spiele reichte bereits aus, um Gewinner und Verlierer, Endspielteilnehmer und Vorrundenausscheider der Europameisterschaft zu erkennen: Eine Mannschaft, die mit solch unförmigen Trikots spielte wie Belgien, in schmutzigem, angerostetem Rot, mit einem Schnitt, der die Hemden irgendwo knapp über der Brust an den Körper drückte und den Stoff dann fallen ließ, als sei es ein Bundfaltenhemd - diese Mannschaft würde die Vorrunde nicht überleben.

Den Italienern dagegen sah man sofort an, dass sie es weit bringen würden: die Hemden der Feldspieler in einem himmlischen Blau, dazu weiße Hosen, und die Strümpfe wieder im gleichen Blau wie oben. Und dazu noch ein Torwart in eisigem Grau. Das alles mit einem Schnitt, der sofort anzeigte: Diese Mannschaft ist dressed to kill.

Kappa ist die Marke der italienischen Truppe, die sich damit gekonnt dem Titanenkampf zwischen Adidas und Nike entzog und den dritten Weg wählte. In der schlichten Körperbetonung und den geraden Linien hatten die italienischen Trikots fast schon etwas Sixties-Mäßiges - sehr stylish waren sie auf jeden Fall.

Aber das war es dann fast auch schon. Rumänien etwa, das bei der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren noch die Akzente gesetzt hatte, als sich die Spieler nach dem Überstehen der Vorrunde passend zu ihren gelben Trikots samt und sonders die Haare blondierten, fiel dieses Mal nicht auf. Obwohl das Team bis ins Viertelfinale kam.

Die Portugiesen schafften es sogar bis ins Halbfinale, auch wenn ihre Trikots aussahen, als hätte der kleine Bruder des Designers der Belgier an der Nähmaschine gesessen. Immerhin ließ der Dressman der Portugiesen etwas größere Sicherheit bei der Farbgebung walten: hübsch komplementäres Rot und Grün. Vielleicht hilft für die Zukunft ja der Tipp, dass zumindest die Spieler sich doch Haarschopf und Bart blondieren sollten.

Die Holländer dagegen sahen mit ihrer orange-schwarzen Kombination aus, als müssten sie sich Mut anziehen. Eine Kombination wie das Pfeifen im Wald, etwas, das bis ins Halbfinale, aber nicht weiter führen konnte. Das genaue Gegenteil zur französischen Mannschaft, die man überhaupt nicht bemerken würde, würde sie nicht Fußball spielen. Verwaschenes Blau, ein paar Streifen, fertig. Perfektes Understatement.

Die deutsche Mannschaft machte sich ganz passabel. Die stilistischen Großverbrechen der neunziger Jahre, als parallel zum Absingen der Nationalhymne auf den Trikots kreuz und quer verlaufende Streifen eingeführt wurden, haben keine größeren Spuren hinterlassen. Ein Streifen scheint jetzt auszureichen. Und das geht zusammen mit dem klassischen Weiß-Schwarz durchaus in Ordnung.