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Hey, das war revolutionärer Kampf, da fragste nicht groß nach Scheiß-Barrikaden! Unter Mollies ging da gar nichts, wenn Du Dich als revolutionäres Subjekt begriffen hast, da haste nicht groß nachgefragt. Was soll die ganze Scheiße eigentlich, nach dem Tod von Ulrike Meinhof wurden internationale Untersuchungskommissionen einberufen, das kann man doch jetzt nicht alles unter fuck linke Gewalt subsumieren, das kann ja wohl alles gar nicht wahr sein. Da wird wieder einmal Geschichte umgeschrieben.«

So kann es kommen, wenn die Redaktion auf das Essen wartet und darauf, was denn jetzt eigentlich mit dem Außenminister passiert. Wetten werden abgeschlossen und darüber räsoniert, ob man denn überhaupt noch illegale Aktionen machen könne, wenn man fünfundzwanzig Jahre später dafür von ehemaligen WeggefährtInnen in die Pfanne gehauen wird. »Kannste total vergessen.«

Ob es eine weitere List des Schweinesystems ist, zuerst die Bedingungen zu schaffen, die man bekämpfen will, und dann auch Aktionen dagegen unmöglich zu machen, weil man nie weiß, was die Mitstreiter wirklich im Schilde führen? Wie hält man bloß die argumentative Balance, wenn man den revolutionären Kampf verteidigen und den Außenminister angreifen will? Beruhigung tritt erst ein, wenn man sich darauf einigt, dass man den Außenministerposten ohnehin nie haben wollte, geschweige denn ein solches Angebot. Außerdem sind ja nicht alle Außenminister wie Fischer oder Nazi wie Mahler geworden. »Doch, doch: die Putzgruppe, die gabs noch als Gerücht, aber das muss - tja - '77 gewesen sein. Die sollen im Wald geübt haben und so, aber da war das auch schon ein bisschen her.«

Dann kommt das Essen und die Diskussion neigt sich profaneren Dingen zu. Die Redaktionskaffeemaschine ist nämlich kaputt. Neue kaufen oder Espressomaschine benutzen? »Hey, könnt Ihr Euch an diese Stelle aus dem Roman 'Die Unsichtbaren' erinnern, wo die Plastiksprengstoff in die Espressomaschinen stecken?«

Die revolutionären Siebziger haben uns voll im Griff in diesen Tagen.