Rücktritt des Wiener FPÖ-Chefs

Nie wieder Hump

Der Bundespräsident sei ein Lump, sagte der Wiener FPÖ-Obmann Hilmar Kabas im vergangenen Jahr bei einer Parteiveranstaltung. Er spielte damit auf Thomas Klestils Trauermiene bei der Vereidigung der schwarz-blauen Koalitionsregierung im Februar 2000 an. Doch dann machte sich Kabas unsterblich, in dem er vor laufenden Kameras bestritt, jemals den Begriff Lump verwendet zu haben. »Hump« oder »Dump« hätte er den Präsidenten genannt - Ausdrücke, die in keinem deutschsprachigen Wörterbuch zu finden sind.

Die Reaktion von Kabas passte zwar bestens zu einer Partei, in der man stets dazu neigt, zweifelhafte Bemerkungen »nie so gesagt oder gemeint« zu haben. Doch die tölpelhafte Art und Weise des Wiener FPÖ-Chefs war von einer bislang einmaligen Peinlichkeit. Zu allem Überfluss wurde ihm während eines Fernseh-Interviews eine Torte ins Gesicht geklatscht.

Für Kolumnisten und Satiriker war der skurrile Stadtpolitiker zur Symbolfigur der FPÖ-Politik geworden. Hilmar Kabas, vor der Ära Haider ein gemäßigter Hinterbänkler, entwickelte sich durch sein ungeschicktes Auftreten, vor allem aber durch seine hetzerischen, rassistischen Wahlkampfparolen (»Stoppt die Überfremdung!«) in den letzten Jahren zu einer skandalösen politischen Figur.

Deshalb war es nicht verwunderlich, dass der »Hump«, wie Kabas häufig nur noch genannt wurde, in seiner Position umstritten war. Doch seitdem der 25. März als Termin für die Wahlen zum Wiener Gemeinderat feststeht, hat Kabas offenbar die Nerven verloren. Vergangene Woche stellte er sein Amt zur Verfügung - zwei Monate vor dem Urnengang.

Dieser könnte für die FPÖ durchaus von zukunftsweisender Bedeutung sein. Sollte sie nach den Wahlschlappen in den Bundesländern Steiermark und Burgenland abermals starke Verluste hinnehmen müssen, könnte die Koalitionsregierung mit der ÖVP ins Wanken geraten.

Die FPÖ scheint jedoch von Kabas' Rücktritt völlig überrascht worden zu sein. So kurz vor einer so wichtigen Wahl keinen ernsthaften Kandidaten präsentieren zu können, das hat es in Wien noch nie gegeben. Denn die zwei eilig vorgeschlagenen Nachfolger, Klubobmann Peter Westenthaler und die Parteisprecherin für Soziales Helene Partik-Pablé, waren anfangs völlig unwillig, die Kandidatur auf sich zu nehmen. Beide priesen jeweils den anderen als den besseren Bewerber, um ja nicht selbst aufgestellt zu werden. Erst am Wochende nahm Partik-Pablé die Kandidatur schließlich entnervt an.

Ihre Unlust ist verständlich. Nach aktuellen Umfragen liegt die Wiener FPÖ, die bei den letzten Gemeinderatswahlen noch 27,9 Prozent der Stimmen verbuchen konnte, bereits unter 20 Prozent. Wer immer sich nun statt Hilmar Kabas zur Wahl stellen muss - mehr als den Buhmann wird er nicht spielen dürfen. Der Wiener FPÖ drohen hohe Verluste.

Der große Gewinner könnte hingegen Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) heißen. Ihm werden ebenso deutliche Gewinne prognostiziert wie den Grünen. Wegen der Popularität ihres Vorsitzenden, des Wirtschaftsprofessors Alexander van der Bellen, wird den Grünen ein Stimmenanteil von zehn Prozent zugetraut.

Häupl hat sich zwar noch nicht festgelegt, ob er weiter mit einer schwachen ÖVP-Fraktion oder doch lieber mit den Grünen koalieren möchte. Eines ist jedoch jetzt schon sicher: Ohne Hilmar Kabas wird es in der Wiener Stadtregierung wesentlich unspektakulärer zugehen.