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Die Sachzwänge in der Jungle World sind schon enorm. So verbietet das Layout einen Texteinstieg mit Johann Gensfleisch zur Laden, besser bekannt unter dem Namen Gutenberg, schon deshalb nicht möglich, weil das »J« und das »Q« die einzigen Zeichen unseres Alphabets sind, die mit einer Unterlänge im Versal daherkommen. Und das sieht beim Initial einfach nicht aus.

Gutenberg hat übrigens gekniffen. Seine Bibel aus der Steinzeit der Neuzeit setzte er im Block. Jan Tschichold und Neville Brody folgten ihm. Der eine schrieb eine ganze Abhandlung über die Geschichte des »ß«, der andere verpasste dem britischen New Socialist ein vollkommen neues Layout und entschied sich dabei für eine im Blocksatz angeordnete klassizistische Antiqua.

Nur der Typograph Kurt Weidemann (Deutsche Bahn, Daimler Benz, Bank Gesellschaft Berlin) spricht in Alter-Sack-Manier das aus, was uns seit Beginn Verpflichtung ist: »Eine Schrift nicht auf das jungfräuliche Papier zu bringen, sondern auf einen Raster zu stellen, zerstört die Kontur: der Buchstabe wird zu einem warzenreichen Kaktus.« Die Rede ist vom linksbündigen Flattersatz oder auch Rauhsatz.

Nun wäre die Jungle World nicht das, was sie ist, wenn sie nicht im Zeichen linker Interventionspraxis auch hier noch Hand anlegte. Setzer nennen das Randausgleich. Und so knobelte an jedem Wochenende das Layout aus, wer denn nun die leidige Aufgabe übernehmen musste, hier ein Tausendstel Geviert hinein-, dort eines herauszuwuppen. Selbst eine eigene Hymne wurde kreiert: »Deutschland muss sterben, weil wir's nicht trennen können.« D.h. erst nach dem siebten Zeichen.

Damit ist jetzt bis auf weiteres Schluss. Wer's noch nicht gemerkt hat: Wir lassen's wieder flattern. Und zwar gewaltig.