Hamsterrennen in Großbritannien

Laufräder müssen rollen

Angesichts der grassierenden Maul- und Klauenseuche ist an einen geregelten Pferdesportbetrieb in Großbritannien derzeit nicht zu denken. Selbst so renommierte Veranstaltungen wie der Cheltenham Gold Cup mussten abgesagt werden, mit entsprechenden finanziellen Folgen. Auf 10 Millionen Pfund wird der Schaden für die örtliche Wirtschaft beziffert; die Verluste der Buchmacher sind darin ausdrücklich nicht enthalten.

Doch immerhin gibt es seit einigen Tagen Ersatz: Hamsterrennen sind der letzte Schrei. Die Nagetiere haben nicht nur den Vorteil, gegen die Seuche immun zu sein, sie sind auch leichter zu halten als Pferde, fressen weniger, sind nicht so bockig und viel netter anzuschauen. Leider sind sie für die Rennbahn völlig ungeeignet, kein vernünftiger Hamster würde nach dem Startschuss Runde um Runde drehen, ohne unterwegs anzuhalten, sei es um zu fressen, die Konkurrenz zu beißen oder mit ihr Sex zu haben.

Eine große Leidenschaft von Hamstern sind dagegen Laufräder. Stundenlang können sie sich damit vergnügen; ein Umstand, der sich für Hamsterrennen nutzen lässt. Dazu werden Goldi und Co. in Laufräder gesetzt, die kleine Wagen antreiben. Schon vor dem Rennen werden die Tiere von Trainern und Besitzern frenetisch angefeuert. Nach dem Start, der meistens ein fliegender ist, weil Hamster so ungern still sitzen, müssen ungefähr zehn Meter auf abgetrennten Bahnen bis zum Zielstrich überwunden werden. Gewonnen hat, wer zuerst ankommt.

Das hört sich viel leichter an, als es tatsächlich ist. Hamster haben nämlich auch sehr viel Spaß am Rückwärtslaufen, was durchaus dazu führen kann, dass ein Viech, das kurz vor dem Ziel noch als sicherer Sieger gilt, es sich plötzlich anders überlegt und den ganzen Weg wieder gemütlich zurückrollt. Es sieht ziemlich blöd aus, wenn Rennhamsterautos in den unterschiedlichsten Geschwindigkeiten in verschiedene Richtungen rollen, Trainer und Besitzer verzweifelt durcheinander schreien und der Zielrichter dann erst einmal eine längere Pause macht. Die Rennen können durch solche Einfälle ziemlich in die Länge gezogen werden, zumal die Hamster einander gern nachahmen und es sehr lange dauern kann, bis ein geregelter Rennbetrieb wieder möglich wird.

Trotzdem sind die Hamsterwettbewerbe ein großer Erfolg. Auf seriöse Sportereignisse wie Fußballwetten oder Rennquintett spezialisierte Wettbüros übertragen auf ihren Webseiten fast täglich bis zu sechs Rennen, in denen je sechs Nager miteinander wetteifern. Die publikumslosen Veranstaltungen sind bei den Wettern sehr beliebt, auch wenn Hintergrundinformationen fehlen. Außer Namen und Startnummern erfährt man nichts, weder über das täglich absolvierte Training, die Fitness noch den mentalen Zustand der Sportler. Anbieter wie Ed Townell vom Londoner Unternehmen bluesq.com freuen sich über die hohen Zugriffszahlen, angeblich übertreffen sie sogar die beliebten Schneckenrennen um mehr als das Doppelte.