Alternative Lebensformen

Kandidatenraten

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Die Frage nach dem Ob stellt sich gar nicht mehr. Nur noch die Frage, wann. Und wie. Denn dass die politische Karriere Klaus Landowskys, des Fraktionsvorsitzenden der CDU im Abgeordnetenhaus, sich ihrem Ende nähert, ist klar. Was aber ist mit seinem politischen Freund, dem CDU-Landesvorsitzenden und Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen? Wenn die beiden zusammenhängen wie Pech und Schwefel, wo ist dann Diepgen, wenn Landowsky in der Scheiße steckt? Vermutlich nicht weit weg.

Vor allem, weil die SPD ohnehin mit dem Gedanken liebäugelt, endlich die ungeliebte große Koalition mit den Christdemokraten zu lösen. Die Alternative heißt Rot-Rot-Grün. Mit der PDS und den Grünen zu regieren und endlich mal selbst der größte Koalitionär zu sein, ist für die Sozis eine attraktive Option. Eine Mehrheit im Abgeordnetenhaus ist sicher, deshalb bleibt nur eine Frage: Wer soll Diepgen als Regierenden Bürgermeister ablösen? Gerne präsentieren wir Ihnen hier schon einmal die Kandidaten.

Gregor Gysi: Seitdem er sich aus der Politik zurückgezogen hat, wird er als Berlins Regierender der Zukunft ge- und behandelt. Taxifahrer dürfen bei ihm bereits ihre Wünsche einreichen, welche Ampeln entfernt werden sollen. Allerdings müsste der PDS-Politiker seine Fernsehpläne aufgeben, obwohl er sich doch nach eigener Aussage vor Angeboten gar nicht retten kann. Sein Nachteil: Er ist Rechtsanwalt wie Diepgen und Landowsky.

Peter Strieder: Der Sozi aus Kreuzberg würde den Job sicher gerne machen. Genug zu sagen hat man eh nie, lautet die Devise im Riesenressort Stadtentwicklung. Die Arbeit machen ja ohnehin die Staatssekretäre und deren Referenten. In diesem Sinne wäre er ein würdiger Nachfolger Diepgens. Sein Nachteil: Niemand mag ihn, selbst in der eigenen Partei wählt man Strieder immer nur, weil seine Gegner keine eigenen Repräsentanten haben.

Klaus Böger: Keiner in der Berliner SPD kann so seriös gucken wie er. Der Schulsenator wird schon länger als künftiger Spitzenkandidat seiner Partei gehandelt. Wenn er es jetzt nicht wird, dann wird er es mit Sicherheit nie mehr. Und das ist die beste Gewähr dafür, dass er sich zumindest ordentlich ins Zeug wirft. Sein Nachteil: »Klaus Böger? Wer ist'n das?«

Petra Pau: Quotentechnisch gesehen ist sie die ideale Nachfolgerin des Westmanns Diepgen. Sie ist eine Frau. Und sie kommt obendrein aus dem Osten. Das wäre doch ein tolles Signal: Berlin, die deutsche Hauptstadt, endlich richtig vereint. Ihr Nachteil: Sie passt viel besser nach Brandenburg, denn mit ihren Ansichten über begrenzte Zuwanderung wäre die PDS-Vorsitzende die geeignete Koalitionspartnerin des dortigen CDU-Innenministers Jörg Schönbohm.

Grüne Kandidaten: Die Grünen haben zwei Probleme. Es mangelt ihnen an Glaubwürdigkeit und an Personal. Schuld ist natürlich die Bundespolitik: Umweltminister Jürgen Trittin lässt nicht nur den Castor rollen, sondern entschuldigt sich auch für den ersten vernünftigen Satz seit seinem Amtsantritt. Genauso problematisch ist der Wechsel von Renate Künast in die Bundespolitik. Sie war die grüne Frau für alles, die anderen beschäftigten sich nur mit dem, was übrig blieb.