Alternative Lebensformen

Ex und hopp

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Es war einmal eine Kneipe, die ist ex und die heißt »Ex«. Allerdings nicht mehr heute. Denn das »Ex« ist ja ex, also nicht mehr existent. Pech gehabt. Deswegen braucht man sich auch nicht mehr über den schlechten Service aufzuregen und auch nicht über die mangelnde Fähigkeit der Betreiber, den Laden zu schmeißen.

Die Betreiber sind ein Ex-Kollektiv. »Ex« für die Kneipe und ex auch deswegen, weil es ja auch das Kollektiv nicht mehr gibt. Zumindest fast nicht mehr. Denn manchmal meldet es sich noch zu Wort: gemeinsam und schriftlich, kollektiv halt. Zum Beispiel dort, wo das Ex mal war, im Mehringhof, einem einstigen Zentrum der linken Szene, das heute ein stinknormaler Gewerbehof mit alternativem Flair ist.

Früher war hier ja mal das »Ex«. Aber weil das »Ex« nun ex und hopp ist, gibt es seit April einen Nachfolger, das Ex-»Ex« sozusagen, das sich zur Tarnung aber ganz anders nennt: »Mucuva«. Ein komischer Name, mögen Sie vielleicht denken, aber den haben sich die neuen Betreiber ausgedacht.

Die sind nämlich kein Kollektiv mehr, sondern einfach eine Gruppe von Afro-Brasilianerinnen, die vom Mehringhof den Zuschlag für das Ex-»Ex« bekamen und jetzt den Laden schmeißen. Und zwar ganz anders als früher: Die Getränke werden an den Tisch gebracht und Trinkgeld darf jetzt auch gegeben werden. Zu Zeiten des Kollektivs war das natürlich noch anders.

Aber, Sie haben vielleicht schon davon gehört, das »Ex«-Kollektiv ist ja nun bestenfalls noch ein Ex-Kollektiv. Was es aber noch lange nicht daran hindert, viele Plakate im Ex-»Ex«, also im Mucuva, aufzuhängen und darauf seine Besorgnis auszudrücken. Von »rassistischen und sexistischen Sprüchen« ist die Rede. Und das empört nicht nur die Ex-»Ex«ler, sondern auch den Mehringhof selbst. Der hat auch Plakate aufgehängt, in dem er sich über das Verhalten einiger Gäste beschwert.

Ex-»Ex« hin, »Mucuva« her, die Szene und der kuschelige Mehringhof sollen eben einfach sauber bleiben. Besitzansprüche, Rassismus und Sexismus gibt es hier irgendwie nicht - oder sie sind verboten.

So steht es zumindest auf den Plakaten. Und dann muss es ja stimmen.