Streit um die slowenisch-kroatische Grenze

Zwischen Bond und Badewanne

Zugegeben: James Bond, MacGyver oder dem A-Team wäre in einer solch brenzligen Situation bestimmt noch was eingefallen. Doch den beiden Slowenen eben nicht, die da am 6. Januar 1998 auf kroatischem Staatsgebiet mit ihrem grünen Mini-Van von der kroatischen Polizei wegen eines harmlosen Verkehrsdeliktes aufgehalten worden waren.

Da die beiden keine harmlosen Ausflügler und der grüne Mini-Van kein spießiges Familienvehikel war, zog die kleine Amtshandlung weitreichende diplomatische Konsequenzen nach sich. Offenbar hatte die kroatische Polizei zwei Mitarbeiter des slowenischen Geheimdienstes erwischt und ein Auto, das ebenso gut aus der technischen Abteilung des legendären Mister Q hätte stammen können. Der Mercedes war voll bestückt mit High-Tech zum Abhören des militärischen Funkverkehrs Kroatiens, und die Fahrer hatten offenbar den Auftrag erhalten, die kroatische Armee auszuspionieren.

Schon wenige Tage nach ihrer Inhaftierung wurden die glücklosen Agenten wieder des Landes verwiesen, der Mercedes allerdings blieb in Kroatien. Erst im April dieses Jahres brachte ihn der kroatische Premier Ivica Racan seinem slowenischen Amtskollegen Janez Drnovsek als Gastgeschenk mit.

Bei der definitiven Grenzziehung zwischen den beiden Staaten, die die Regierungschefs damals in die Wege leiteten und Mitte Juli vereinbarten, dürfte auch der grüne Mini-Van eine ziemlich gewichtige Rolle gespielt haben. In Ljubljana nämlich erzählen sich Beobachter die Geschichte von einem ziemlich durchtriebenen Deal zwischen Kroatien und Slowenien. Weil der kroatische Geheimdienst schon jahrelang versucht hatte, eine derartige mobile Spionagestation nachzubauen und dabei immer wieder scheiterte, hätten die Slowenen den Kroaten das Vehikel freiwillig so lange überlassen, während diese ihnen bei der Grenzziehung entgegenkamen. Der Vermittler in dieser seltsamen Affäre um Spionage und High-Tech soll Deutschland gewesen sein, denn die gesamte technische Ausrüstung ist deutscher Herkunft. Doch weil es selbst der Regierung Helmut Kohls nicht gerade opportun erschien, solches Equipment 1997 an Franjo Tudjman zu liefern, könnte man damals gemeinsam mit den beiden Adria-Staaten die Posse mit dem Van eingefädelt haben.

Tatsächlich gab sich Kroatien bei den Verhandlungen über die endgültige Grenze ziemlich moderat. Slowenien, das nur über 46 Kilometer Küste verfügt, wurde ein zwei Meilen breiter Seekorridor zu internationalen Gewässern zugestanden, dafür musste es auf Teile der »slowenischen Riviera« rund um das Städtchen Piran verzichten. »Kompromisse sind notwendig, um etwas zu erreichen. Natürlich verliert man auch bei Kompromissen, aber Kroatien hat bei den Verhandlungen mit Slowenien mehr gewonnen«, feixte der kroatische Staatspräsident Stipe Mesic - vielleicht im Hinblick auf den Gewinn deutscher Wertarbeit im Spionage-Sektor.

Doch die nationalistische Opposition in Kroatien ist trotzdem gegen den Deal und spricht von einer »Schande« für das Land. Einen Ausweg aber hätte es ohnehin nicht gegeben. Kroatien wie Slowenien stehen bei der EU im Wort, die eine weitere Integration der beiden Staaten nur nach einer Beilegung des Grenzstreits in Aussicht stellt. Nach dem Beschluss der Regierungschefs im Juli steht nun noch die Zustimmung der Parlamente aus.