NGO-Forum zur WTO in Beirut

Die Hoffnungen arabisieren

Eigentlich sollte sich das Weltforum zur Welthandelsorganisation (WTO), das vergangene Woche in Beirut stattfand, um Globalisierung drehen und gegen das WTO-Treffen in Doha, der Hauptstadt Katars, protestieren. Über 150 TeilnehmerInnen aus rund 40 Ländern waren gekommen, um in Workshops über die Welthandelsorganisation und den Dienstleistungssektor, Landwirtschaft, Gender oder Patentrecht zu diskutieren - darunter Stars wie José Bové von der französischen Confédération Paysanne und der ehemalige algerische Staatspräsident Ahmed Ben Bella.

Bové gab bei der Eröffnung die Parole aus: »Die Kämpfe globalisieren, um die Hoffnungen zu globalisieren.« Und wie zu erwarten war, gab es am Ende eine Erklärung, die einen Stopp der Verhandlungen in Doha forderte und mit einem »neuen Seattle« drohte. Kritik wurde vor allem an den undemokratischen Arbeitsweisen der WTO geäußert sowie an dem Vorhaben, Arbeit, Dienstleistungen und Investitionen in die Handelsabkommen aufzunehmen.

Weil die Konferenz aber das erste große NGO-Treffen nach dem 11. September war und sich die GlobalisierungskritikerInnen zum ersten Mal in einem arabischen Land trafen, blieb es nicht bei den vorgesehenen Themen. In einer »Beiruter Erklärung« verurteilte das Forum den Krieg gegen Afghanistan, die Politik Israels gegenüber den PalästinenserInnen und das Embargo gegen den Irak und forderte mehr Demokratie und Mitbestimmung in den Ländern der Region.

Diese Themen bestimmten auch die Diskussion. Zwar gaben sich die OrganisatorInnen alle Mühe, an den internationalen Rahmen des Treffens zu erinnern, doch eine Teilnehmerin entgegnete wohl im Sinne vieler - nicht nur arabischer - MitstreiterInnen: »Wo sollen wir denn von den Problemen der arabischen Welt reden, wenn nicht hier?«

Kaum hatte ein Redner gefordert, in der Abschlusserklärung stärker auf die Folgen der Globalisierung für die Umwelt einzugehen, meldete sich die nächste zu Wort und erklärte, um Proteste aus arabischen Ländern zu vermeiden, solle das Wort »Israel« durch »zionistische Einheit« ersetzt werden. Plädierte eine Teilnehmerin dafür, sich explizit gegen die Anschläge vom 11. September zu positionieren, wollte ein anderer die immer noch von Israel besetzten Shebaa-Farmen im Südlibanon erwähnt wissen.

Und während sich einige wenige schon auf den Weg zu den Gegenveranstaltungen in Doha machten, gab es für die Dagebliebenen noch einen Besuch der palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Chatila am Rand von Beirut, Kranzniederlegung und Hinweis auf Ariel Sharons Mitschuld an den 1982 hier verübten Massakern inklusive.

In einem Punkt allerdings zeigte diese Konferenz große Gemeinsamkeiten mit linken Events anderswo: Kurz vor Beginn des Weltforums hatte es unter den VeranstalterInnen noch einmal kräftig gekracht. Mit dem Ergebnis, dass innerhalb einer Woche gleich zwei Antiglobalisierungstreffen in Beirut stattfanden. Die erste Konferenz fand sich selbst arabischer und radikaler, die zweite, das Weltforum, internationaler und radikaler. Vor allem persönliche Animositäten sollen Grund für die Spaltung gewesen sein.