Wir haben uns alles so schön ausgemalt. Die Redaktionsräume liegen direkt am Strand, dahinter beginnt der Atlantik. Am Tag werden Sardinen vor dem Haus gegrillt, abends gibt's frischen Fisch und Wein aus dem Alentejo. Wer will, fährt in die Stadt. Um acht hat es schon 30 Grad im Schatten, die Brücke über den Tejo ist verstopft. Keine Chance, eine Verabredung einzuhalten. Macht nichts. Selbst wer sich verspätet, kommt in diesem Land immer noch zu früh.
Dann treffen wir José Saramago. Er erzählt uns, wieso die Menschheit von Blindheit geschlagen ist, der Kommunismus dennoch eine Zukunft hat und wo es den besten Fisch gibt. Wenig später schildert uns Sergio Conçeção bei Gambas in Rotweinsoße, wie er bei der Europameisterschaft 2000 drei Tore gegen Deutschland geschossen hat. Und unsere Augen glänzen.
Später kommen noch die höflichen Genossen aus der Hauptstadt vorbei. »Sehr verehrte Damen und Herren aus Berlin«, beginnen sie das Gespräch, um dann über die Klassenkämpfe in Lissabon zu berichten. Der Fisch ist schon wieder teurer geworden, die Weinpreise haben angezogen, der Escudo ist nichts mehr wert.
Wir kennen das Problem. Wir haben zwar ein paar Euro, doch die nützen uns nichts. Portugal ist weit, die Flüge sind nicht zu bezahlen. Und selbst wenn, gehen Computer und Drucker als Handgepäck durch?
Es war alles nur ein Traum. Wenn nicht schnell etwas passiert, müssen wir deshalb im Sommer nach Frankreich fahren. Vermutlich sogar an die Normandie. Dort ist es kalt, die Einwohner sind unhöflich, trinken den ganzen Tag nur Apfelschnaps, essen dazu Fischkonserven und hassen unsere amerikanischen Freunde.
Wenn Sie also im August keine langweiligen Geschichten aus einer Gegend lesen wollen, die niemanden interessiert, dann handeln Sie jetzt! Spenden Sie Escudos, Euro oder was auch immer. Schenken Sie uns Tickets oder leihen Sie uns Ihr Flugzeug. Falls Sie das nicht entbehren können, trösten Sie uns wenigstens mit frischen Fischen. Und wenn Sie die gerade nicht zur Hand haben, mit ein paar Flaschen Wein aus dem Alentejo.
