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Wir könnten längst reich sein und an jedem Finger einen Diamantenring tragen. Wenn wir nicht so ehrlich und politisch korrekt wären. Aber wird das immer so bleiben? Die Versuchung wächst.

Den Anfang machte Eduado de Mello, der sich uns per E-Mail als Kommandant der angolanischen Unita vorstellte. In seiner Eigenschaft als Bruder einer der Ehefrauen des Unita-Präsidenten Jonas Savimbi erhielt er 32 Millionen Dollar zur Aufbewahrung. Nun aber ist Savimbi tot. »Ich habe mich entschieden, dieses Geld zu erben«, teilte uns der trauernde de Mello mit. Und uns wollte er 20 Prozent von seinem Erbe abtreten, wenn wir ihm helfen würden, es diskret zu transferieren.

Solchen Antikommunisten bei der Wäsche ihres blutigen Geldes zu helfen, kam für uns natürlich nicht in Frage. Dann aber meldete sich Mpeti Kabila aus dem Kongo, der sich uns als Sohn des ermordeten Präsidenten Laurent Kabila präsentierte. Unser nach seinen Informationen »ehrbares und vertrauenswürdiges« Unternehmen soll für ihn 25 Millionen Dollar transferieren.

Zwar zahlt er nur 5,5 Prozent Provision, aber er hat auch Diamanten im Angebot. Und die sind, anders als linke Zeitungen, unvergänglich. Hat Laurent Kabila nicht den Diktator Mobutu gestürzt? Gewiss, der Mann hatte auch seine Fehler. Aber dürfen wir seinen Sohn dafür verantwortlich machen? Schließlich will er das ursprünglich für den Waffenkauf bestimmte Geld für einen Wahlkampf verwenden. Wäre da gegen eine Friedensdividende für die Jungle World etwas einzuwenden?

Während wir nun im Hinblick auf das Vermögen der anderen Sprösslinge des kongolesischen Ex-Präsidenten eine Sonderausgabe mit dem Titel »Die Kabila-Familie: Zehn Söhne für den Frieden« vorbereiten, kommen uns manchmal Zweifel. Wollen Sie das wirklich lesen? Wir möchten Ihnen deshalb die Chance geben, etwas gegen unsere Korrumpierung zu unternehmen. Bereichern Sie uns, bevor andere es tun. Handeln Sie schnell! Die nächste E-Mail kommt bestimmt.