Alles wird schlechter, weil ...

... die Zeit wieder umgestellt worden ist, meint jedenfalls die Redaktion und bittet mich, die Gründe dafür rauszusuchen. Nichts leichter als das. Denn das Deprimierende an dieser Umstellung, egal in welcher Richtung sie jetzt vorgenommen wurde, ist ja, dass alle sie ohne Grund und jede Not mitmachen, als ob sie es der Braunschweiger Atomuhr in die Hand versprochen hätten. Der Staat stellt die Uhr eine Stunde vor, alle machen es mit, und ein halbes Jahr später überlegt er sich's anders, stellt die Uhr wieder zurück, und siehe da, wir Zeitsklaven drehen brav an unserm Rädchen und gucken, ob unsere Uhr auch ganz genauso geht wie die vom Nachbarn, vom Friseur oder vom ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe.

Keiner, der sagt, dieses Jahr mache ich aber nur 20 Minuten, keiner, der mal aussetzt, keiner, der eine Gegenzeit vorschlägt. »Wollt Ihr die totale Subordination?«, fragt der Markt mit invisible hand, und wir im Sportpalast der Zeit schreien vollends durchgeknallt nur: »Jaah!«

Die wahre Funktion der Zeitumstellung ist nicht, dass es jetzt früher hell oder dunkel werden solle, was ja keinen Analphabeten interessiert, sondern der Idiotenappell, bei dem wir alle anzutreten und Uhrenvergleich zu machen haben. Würde mich interessieren, ob die Geschichte je etwas vergleichbar Dumpfes gesehen hat - wie uns.

Was mich auch interessieren würde: Ob die Taktrate demnächst vielleicht noch anzieht und wir die Uhr jede Woche, jeden Tag oder jede Stunde ein paar Minuten vor und gleich wieder zurück stellen werden. Spricht eigentlich nichts dagegen. Die Frage ist nur: Wann ... äh, um wieviel Uhr?