Das Phantom

Wer war denn nun die Person aus der rot-grünen Koalition, die am Dienstag der vergangenen Woche bei der konstituierenden Sitzung des Bundestages nicht für den Kanzler stimmte? Viele Abgeordnete kommen in Frage. War es der Mitbegründer der Ost-SPD, Stephan Hilsberg, der Manfred Stolpe nicht im Kabinett ertragen konnte? War es einer der von Schröder geschassten Minister, der seinem ehemaligen Chef die Stimme versagte? Am Ende gar Rudolf Scharping, den sie in der SPD, wie der Spiegel berichtete, inzwischen den »Untoten« nennen und der sich noch immer zu Unrecht entlassen wähnt?

Oder war es gar der Gewinner des ersten grünen Direktmandates, Hans-Christian Ströbele, der signalisieren wollte, dass man zwar mit den Grünen alles, aber nicht alles mit ihm machen könne? Hat vielleicht einfach nur jemand aus Versehen falsch abgestimmt?

Egal. Denn der- oder diejenige hat bewiesen, dass unsere Demokratie eine ist. Während die Grünen gerade darüber verhandeln, wie der Parteibasis erklärt werden kann, dass man - wie im Falle der Trennung von Amt und Mandat geschehen - nicht gegen den Parteivorstand stimmen soll, wird der Kanzler eben nicht noch mal vom Parlament gewählt.

Nein, auch in der Regierungskoalition wird Kritik und werden kritische Leute zugelassen, das ist das Signal. Damit kann das Parlament zeigen, dass es zur Demokratie steht. Und die- oder derjenige hat außerdem demonstriert, dass Deutschland ganz anders ist als der Irak, wo der Schurke Saddam alle Stimmen erhält. Wir sind stolz.