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Es war außer Kontrolle. Es quoll über. Es wurde zum Problem. Und Probleme müssen gelöst werden. Also wurde beschlossen, das Archiv der Redaktion zu sortieren. All die linken und weniger linken Zeitschriften, die sich in den vergangenen Jahren angesammelt hatten, wurden durchgesehen. Was nicht mehr gebraucht wurde, kam ins Altpapier.

Das Sichten der vergilbten Zeitschriften geriet zu einer Zeitreise. Da lacht einen etwa, obwohl er einen Kopfschuss hat, der Berliner Bär an. Volxsport statt Olympia. Erinnern Sie sich? Schneller, höher, Weiterstadt, wir kriegen auch Olympia platt! Daneben macht es sich das Erlanger Stadtmagazin Was lefft bequem und verspricht »Worte statt Taten«.

In Prag tagte nicht immer nur die Nato. Im Jahre 1998 gab es dort eine Global Street Party, das berichtet zumindest die Zeitung Konfrontace. Die albanische Wochenzeitung Zeri i Kosoves wartet im Jahre 1999 auf ihrer Titelseite mit einem schwer bewaffneten Freiheitskämpfer auf, dem man nicht im Mondschein begegnen möchte.

Da wirft man doch lieber einen Blick in die BesetzerINNEN Zeitung aus dem Jahr 1990. Es muss sich um eine wertvolle vergriffene Ausgabe handeln. Soll sie tatsächlich ins Altpapier? Sie diskutiert so interessante Themen wie: Vorschlag für verbindlich arbeitende Strukturen; konzeptlose Konzeption einer Häuserzeitung; finstere Räumung in Holland; Kinderfest auf dem Boxhagener Platz.

Ach, was waren das für Zeiten, als noch Dokumentationen »zur (presse)Hetzkampagne gegen das ArbeiterInnen Jugend Zentrum in Bielefeld« erstellt wurden, als die Verantwortlichen im Sinne des Presserechts noch Störtebeker oder Willi Däumling hießen und Auf der Welle 7, 1398 Nordsee wohnten! Als der irische Befreiungskampf die Linke genauso beschäftigte wie eine Boykott-Kampagne gegen Siemens oder die Theorie der Triple Oppression.

Aber es nützt alles nichts. Wir schreiben das Jahr 2002. Wir brauchen Platz für neuen Lesestoff. Bloß nicht nostalgisch werden. Und schreddern.