Neonazis und Science Fiction

Der Ork vom Worch

Die Suchende wandert zwischen den Welten und Zeiten. »Es wird eine lange Reise«, weiß sie und muss so manche Verführung und Gefahr in der Fantasywelt bestehen. Nach fast 20 Jahren Pause schreibt er wieder. Christian Worch müht sich derzeit an einer utopischen Trilogie mit dem Arbeitstitel »Shayin«. Das Werk ist nicht die erste literarische Fantasy- und Science-Fiction-Produktion des Hamburger Neonaziführers, der sich sonst um die Ideologisierung seiner Kameraden und die Legalisierung rechtsextremer Aktivitäten bemüht.

Die Perry-Rhodan-Serie habe Mitte der sechziger Jahre bei ihm, Worch, das Interesse an Science-Fiction- und Fantasy-Romanen geweckt. Zwischen der Mitte der siebziger Jahre bis zum Anfang der Achtziger war er in der Science-Fiction-Fangemeinde aktiv.

Nazis scheinen immer irgendwelche Aktions- oder andere Gruppen nötig zu haben, in denen sie ihr Unwesen treiben können. Und so mischte Worch dann auch bei der Aktionsgruppe Science Fiction mit, in der sich damals noch andere Neonazis engagierten. So etwa der damalige Herausgeber des Nazifanzines Werwolf, Ingo Dristram, der auch das von Worch publizierte SciFi-Fanzine namens Der Intrigant verbreitete. Adromeda, dem literarischen Magazin des Science-Fiction-Clubs Deutschland e.V., erklärte Worch Mitte der neunziger Jahre, dass diese Zeit für seine »politischen Aktivitäten« hilfreich gewesen sei, weil er dort das »Know-how über non-professionelle oder semi-professionelle Publizistik« erworben habe.

Im Jahr 1980 begann Worch schließlich selbst, von edlen Helden und finsteren Mächten zu schreiben. Während eines Gefängnisaufenthalts verfasste er die Erzählung »Weltenwanderer«. Weitere Geschichten wie »Das Ich-Problem«, in der er sein Alter Ego als »Sir Christian« vorstellte, folgten. Sein Vorbild Michael Kühnen habe einmal gesagt: »Schreib doch völkische Fantasy, mit Fahnen und Symbolen.« Doch das sei nicht der Grund, warum er von heroischen Lichtgestalten und bestialischen Orks erzählt: »Das ist Hobby.«

Doch ganz so unpolitisch sind die von ihm unter Pseudonymen wie Martin Neumann oder Friedrich Könningen veröffentlichten Geschichten nicht. In einer Fortsetzungsgeschichte entwirft er einen weißen Weltraumhelden, der früher Söldner in Südafrika war und die Erde vor einer feindlichen Invasion rettet. In einer Erzählung beschreibt er die Entwicklung eines Aktivisten zum Terroristen.

»Einige typische Motive des Fantasy wie der Science Fiction«, erklärt Klaus N. Frick von der Perry-Rhodan-Redaktion, können »direkt aus dem faschistischen Lager entlehnt« sein. Da könnte er Recht haben.