Nachrichten

Ab in den Army Shop!

Mode. Die Soldaten der US Army, die derzeit Saddam Hussein bedrohen müssen, werden es bestimmt gerne hören, dass sie in der Modebranche als Trendsetter und Glamour-Leitfiguren gehandelt werden. Jedenfalls schreiben die Zeit, die SZ und Wolfgang Joop im Spiegel, dass der Trend für die kommende Frühjahrsmode schon ausgemacht sei: Military-Schick. Wegen des drohenden Irakkrieges und weil die Mode mit der Zeit gehe, so die Einschätzungen, und natürlich weil die Mode das Trüffelschwein für die kommenden Ereignisse sei.

Diesen Trend kann man eigentlich nur begrüßen. Selten fiel es leichter, Stilbewusstsein zu demonstrieren. Gammelige Parkas dürften noch samt Mottenpulver im Schrank hängen, sanft anliegende Freizeithosen im Camouflage-Military-Look und Eigelbflecken aus dem Kampfeinsatz am Frühstückstisch trägt jeder anständige Autonome eh stets sonntags, und eine Hasskappe dürfte auch noch aufzutreiben sein. Damit man voller Selbstvertrauen von sich sagen kann, ja, ich bin ein Fashion-Junkie.

Nein zum Oscar

Hollywood. Peter O’Toole rettet den Oscar davor, zur Dreingabe zu verkommen. Nachdem der 70jährige Star, der vor allem in seiner Hauptrolle als »Lawrence von Arabien« weltberühmt wurde, bereits sieben Mal für die Trophäe nominiert war, wollte die Akademie ihm in diesem Jahr den Ehrenoscar überreichen. Sozusagen als Kompensation dafür, dass O’Toole trotz all seiner Nominierungen bei den Verleihungen bisher jedes Mal leer ausging.

Doch mit so einer faden Entschuldigung will sich O’Toole nicht abspeisen lassen. »Ich bin immer noch im Rennen und könnte so einen liebenswerten Kerl auch richtig gewinnen«, ließ er bereits verlauten und erklärte, auf den Ehrenoscar verzichten zu wollen.

Schimmel zu Staub

Gestorben. Freie Bahn für Peter Scholl-Latour, Annemarie Schimmel ist tot. Deutschlands umstrittenste und berühmteste Islamwissenschaftlerin ist am 26. Januar im Alter von 80 Jahren in Bonn gestorben. Sie begann bereits in den dreißiger Jahren damit, sich einen Ruf als Koryphäe für Orientalistik zu erarbeiten. Aus dieser Zeit stammen auch ihre ersten Übersetzungen aus dem Arabischen und dem Persischen.

Schimmel war nie sesshaft, sie lebte zwischen den Welten, war Professorin für Religionsgeschichte in Ankara oder arbeitete als Islamspezialistin in Harvard. Bei all ihrer Begeisterung für die Exotik des Orients sah sie jedoch allzu gerne darüber hinweg, wenn sich der Islam für fundamentalistische Strömungen offen zeigte. Sie verteidigte das sogar, legendär ist in diesem Zusammenhang ihre Stellungnahme zur Fatwa gegen Salman Rushdie wegen dessen »Satanischen Versen«. Wer »auf eine sehr üble Art die Gefühle einer großen Menge von Gläubigen verletzt«, so Schimmel, müsse auch mit derart drastischen Gegenmaßnahmen wie einer Fatwa rechnen.

Andererseits schrieb sie noch 1997, als im Iran eine Reihe von kritischen Intellektuellen verhaftet wurde, einen persönlichen Brief an den iranischen Staatspräsidenten Mohammad Khatami, in dem sie die Freilassung der Inhaftierten forderte.

Stadt der lebenden Toten

Körperwelten. München macht mal wieder seinem Ruf alle Ehre, die popeligste, provinziellste und spießigste Großstadt Europas zu sein. Nachdem bereits elf Millionen Menschen den Besuch der Leichenshow »Körperwelten« Gunther von Hagens überlebten, will die Stadt München seine Bürger vor dem Spektakel der plastinierten Körper schützen. Zu der Show, die am 28. Februar hätte starten sollen, kann man bereits Karten bestellen, was nur noch unterstreicht, was für ein Possenstück München mal wieder aufführt.

Mediziner, Kirchenfürsten und Münchens Oberbürgermeister Christian Ude verurteilen unisono die Ausstellung als »abscheuliches Spektakel«. Diese Meinung soll ihnen natürlich unbenommen bleiben. Allerdings ist es doch ziemlich zweifelhaft, dass die Münchner nicht die Chance bekommen sollen, selbst herausfinden zu können, was sie von der Schockkunst mit dem pseudodokumentarischen Ansatz halten. Von Hagen will sich natürlich vom Münchner Stadtrat nicht die Show stehlen lassen. Nun müssen die Gerichte darüber entscheiden, ob die Münchner demnächst ein paar einbalsamierte Tote zu Gesicht bekommen dürfen oder nicht.

Zukunft im Arsch

Blinder Hellseher. Die »Wahrheit« der Taz, die tägliche Satireseite und der einzige Bereich der Zeitung, der nicht hemmungslos Claudia Roth hinten rein kriecht, hat nicht nur Freunde. Nachdem der Chefredakteur der Bild-Zeitung, Kai Diekmann, eben erst die zweite Runde des »Penisprozesses« eingeleitet hat, gibt es nun Probleme mit einem blinden Hellseher. Er behauptet, tatsächlich »die Zukunft aus dem Po« lesen zu können, was natürlich so außerordentlich ist, dass die Bild-Zeitung über diesen phänomenalen Hellseher berichten musste (»Er streicht vorsichtig über die Glückslinie am oberen Ende meines Hinterteils«). Die Taz berichtete wiederum satirisch über den Bericht in der Bild und fand dabei heraus, dass der Hellseher weder blind ist noch hellsehen kann.

Woraufhin der Hellseher die Taz auf 141 578 Euro verklagte. Weil er, wie er angibt, sich durch den satirischen Text diffamiert fühle und außerdem seine Chance geschmälert sehe, im »Tageshoroskop« des Frühstücks-TV von Sat.1 regelmäßig Pos lesen zu können. Mit Sat.1, so der blinde Seher, stehe er deswegen nämlich in Verhandlungen. Falls die Taz nun tatsächlich das Po-Horoskop auf Sat.1 verhindert haben sollte, müsste fairerweise der Sender die eventuell anstehenden Kosten der Taz berappen. Aus Dankbarkeit dafür, dass die Taz ein echtes Debakel vorausgesehen hat.